Es ist 21:00 und mein erster Arbeitstag nach Ostern ist zu Ende. Er begann streng genommen um 7:45 Uhr, ganz streng genommen schon um 5:20 (Aufstehen, 70km fahren) Ok, zwischendurch habe ich mal was gegessen und bin natürlich von Arbeitsplatz 1 wieder 70 km an Arbeitsplatz 2 (heimischer Schreibtisch) gefahren. Außerdem war ich mit Kater Tomo etwa 1/2 Stunde draußen. Ich habe den starken Verdacht, dass er ein Husky im Kostüm ist, denn nicht nur, dass sein Fell so ähnlich aussieht, sondern kaum ist es kalt und eklig rast der Herr mit Begeisterung draußen rum, während er bei Sonnenschein möglichst schnell unter einer Hecke verschwindet und dort bleibt.
Wie auch immer: Der Alltag hat mich voll eingeholt und gleich erschlagen.
Aber der Samstag war so schön, dass ich immer noch davon zehre und mich ertappe, wie ich im Geiste immer mal wieder auf die Strecke gehe.
Der erste Teil der Strecke führt ins Industriegebiet, was rein objektiv eigentlich gar nicht so schön ist, aber irgendwie haben diese leicht angelotterten alten Industriegebäude mit Graffiti und teilweise überwucherten Flächen eine ganz eigene Ästhetik.
Diesmal geht es unter der A81 durch, wo dunkle Typen dunkle Graffiti an die Brückenpfeiler gesprüht haben. Großstadtflair auf dem Land. Leider gab’s kein Foto weil zu dunkel.
Dafür hier ein hübscher Streckenabschnitt nach Rottweil.
Obwohl der Bahnhof sagenhafte 2 Gleise umfasst, muss ich einen Umweg von 1 km laufen, um über die Bahnlinie zu kommen. Auf dem Bahngelände selbst ist das nicht möglich. Nun, theoretisch schon, aber die Verbotsschilder sind bööööööse und ich bin so jemand, der garantiert erwischt wird. Abgesehen davon ist dieser Kilometer ja Teil meines Trainingsplans, also sei’s drum. Und wenn man beim Überqueren der Brücke so was sieht, läuft sich’s gleich noch viel besser.
Auf der anderen Seite entdecke ich dann ein weiteres Highlight dieses Bahnhofs:
Dann geht es über ein Flüsschen, was wahrscheinlich mal der Neckar werden will:
Und dann ein heller Frühlingswald mit weichem Waldboden… aaaaaah!
Zwischendurch gehe ich immer mal ein paar Schritte, wenn’s arg lange bergauf geht, aber meine letzte Eiseninfusion hat mal wieder für phantastische Pulswerte gesorgt, so dass ich insgesamt wesentlich schneller laufen kann, als geplant. Auch mein Knie – am Tag vorher noch eine Melone – ist friedlich in seiner Bandage. Es mag einfach keine Pausen. Nachdem es etwas knatschig war nach dem letzten Lauf, kam ich auf die glorreiche Idee, eine Gelenksalbe, von der ich ein Pröbchen rumliegen hatte, draufzuschmieren. Machte schön warm. Und dann… war das Knie plötzlich gefühlt doppelt so dick wie das andere. Na Klasse! Da sah ich kurzzeitig den Schluchsee-Lauf davonschwimmen, aber ich beschloss, als es am Samstag wieder deutlich besser aussah, es dennoch zu probieren.
Daraus gelernt: Auch kleine Pröbchen können fatale Wirkung entfalten. War übrigens im Karton vom Gewächshaus dabei. Ich hätte es wissen müssen…
Wie kann man damit dann einen langen Lauf machen? Kein Problem! Lange sitzen ist schlimmer.
Ich bin vor Jahren zweimal auf eben dieses Knie gefallen. Einmal vom Pferd, auf Asphalt, einmal über einen Zaun, auf Kies. Der Zaun war 40 cm hoch. Fragt nicht… Seitdem hatte ich aber keine Verletzung mehr, und bei einer CT oder MRT oder was auch immer es war, war nichts sichtbar kaputt. Ein Teil des Gewebes ist einfach vermatscht und dauergeschwollen. Bewegung wirkt abschwellend – Hurra! – also macht das Knie die 18 km locker mit und mich damit glücklich.
Ach ja: Wenn man im Internet mal nach geschwollenen Knien recherchiert, bekommt man unter anderen den guten Ratschlag, Stürze auf die Knie zu vermeiden. Echt jetzt?
Ich schweife mal wieder ab… Zurück zum Lauf:
Als es Richtung Heimat geht, treffe ich auf dieses Schild.
Wenn ich das richtig interpretiere, werde ich 30 Tonnen wiegen, nachdem ich diese Brücke überquert habe. Gut, dass ich nach links muss und somit der Fitness-Route folgen kann. Das ist doch viel besser.
Dann geht es wieder über die Bahn mit 1 km Umweg und über einen zwar sanften aber sehr langen Anstieg schließlich heim.
Diesmal hatte ich nicht den halben Kleiderschrank mit und war rundrum zufrieden mit mir, dem Wetter, dem Lauf und der Welt. Die Beine spielten das Lied vom Tod. Am nächsten Morgen jedoch nicht mehr. Scheint wieder zu klappen mit der Regeneration.
Und irgendwann diese Woche schickt mir Rolli ein Paar Hokas! Freu!!!
Oh Hokas… sind das Deine ersten oder bist Du Wiederholtungstäter? Ich liebe die Dinger ja. Das Bild über den Gleisen mit der Wolke ist der Hammer. Deine Beschreibung bzgl. Industrie erinnert mich an diesen Lauf hier: http://blumenmond.blogspot.de/2013/09/zwischen-flughafen-und-wildschweinen.html
Da hat mich die Industrie auf dem Land auch sehr beeindruckt. Guten weiteren Start in die Arbeit.
Oh, ich bin Ersttäter. 🙂 Ich bin total neugierig. Ich glaube, entweder liebt oder hasst man sie. Dazwischen gibt’s wohl nichts.
Guten Morgen Christiane,
so ein längerer Lauf liefert ganz schön viel Stoff für einen kurzweiligen Blogbeitrag. Du hast damit meinen Morgen erhellt, Danke dafür 🙂
Das mit dem Knie ist ja wirklich seltsam, was sagen denn die werten professionellen Knochenbrecher dazu? Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen bei dieser Konstellation die Kniebeuger- und -streckermuskulatur ausreichend zu kräftigen, dann ist das Knie auf jeden Fall stabilisiert.
Hokas? Kann man damit überhaupt laufen?
Salut
Christian
Immer wieder gerne! 🙂
Die Knochenbrecher haben mal ein paar Bildchen mit ihrem MRT oder CT gemacht, gesagt, dass nix kaputt ist, und festgestellt, dass es geschwollen ist. (Ach so!). Ich hab wohl einfach Bindegewebe, das gerne anschwillt. Sieht zwar nicht so hübsch aus, kann ich aber mit leben.
Ob ich mit den Hokas laufen kann, werde ich wohl bald erfahren dürfen. Ich berichte dann.
À bientôt, Christiane
Stürze auf die Knie vermeiden, ein guter Tipp. Wie gut das ich dem bislang aus dem Wege gegangen bin.
Kann ich aber noch ergänzen: Nicht mit dem Knie gegen eine Schreibtischecke donnern. Tut nicht nur weh, kann auch bleibende Schäden hinterlassen 😉
Industrieromantik und Natur ergeben eine kurzweilige Mischung, wie ich eindrucksvoll bei Dir lesen konnte.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Volker
Schreibtischkanten sind hinterhältig. Sie lauern einem auf, um in einem unbeobachteten Moment zuzuschlagen. Danke für den Tipp, ich werd’s mir merken. 😉 Man kann sie unter anderem dadurch besänftigen, indem man dem Türrahmen den ein oder anderen Zeh opfert…
Ein abwechslungsreicher Lauf, von Industrie bis Natur alles dabei, gewürzt mit der einen oder anderen lustigen Beobachtung! Dass Pröbchensalbe solch fatale Wirkung haben kan, ist aber echt schräg. Nur wenn Du ja weißt, dass Bewegung gut tut, dann ist es das doch!
Liebe Grüße
Elke
Ja, das Pröbchen war nicht ohne… Vielleicht war es doch ein getarnter Superdünger, wer weiß das schon… 😀