Heute morgen, viertel nach 7 in Süddeutschland: Das Tiger-Katzi-Tatzi nervt und will essen. Einäugiger verschlafener Blick aus dem Fenster: Eine dünne Schneeschicht. Nicht so viel, dass man aufstehen und für den Postboten schippen müsste. Noch leicht komatös vom mütterlichen Sauerbraten des Vortages, nach der Fütterung des Tigers und seiner beiden Gefährten zurück ins Bett.
Viertel nach 9: Das andere Auge geöffnet. Blick aus dem Fenster. Ok, Moment, wo ist die Straße hin? Wo der Gartenzaun? Und stand da nicht mal ein Auto in der Einfahrt? Alles weiß, alles weg. Workout No. 1 des Tages: Dicke Jacke über den Schlafanzug und Schnee schippen. Fußabdrücke von der Einfahrt zum Briefkasten zeugen davon, dass es für den Postboten wohl leider zu spät kam. Sorry, Postbote!
Ein Räumfahrzeug fährt vorbei. Das verirrt sich sonst nie hierher. Es muss ernst sein. Kater-Mann will natürlich trotzdem raus und rennt schon wie verrückt durchs Haus bis ich endlich angezogen und bereit bin. Er versinkt bis zum Bauch im Schnee und findet’s blöd. Als er schließlich von der Fensterbank des Kellerfensters kopfüber in den Schnee kippt, weil er verpeilt hat, dass die Fensterbank zu Ende ist, ist er endgültig frustriert.
Und ich? Naja, eigentlich wollte ich heute mal wieder 18 km laufen. Nun, mal sehen.
Ich packe mich möglichst schneesicher ein, ziehe Stulpen an, um mir nicht dauernd Schnee in die Schuhe zu kippen und socke los.
Erster Eindruck: Die Straße ist geräumt aber a…glatt. Nun gut: Kleine Schritte, direkt unter dem Körperschwerpunkt. Geht. Aber lustig ist anders. Die Gehwege warten mit allen Variationen von „gar nicht geräumt“ über „direkt an der Mauer 20 cm frei geräumt“ bis „geräumt, gesalzen, gesplittet und desinfiziert“ auf. Auch schön die Stellen, an denen jemand den Schnee vom eigenen Grundstück einfach auf den Gehweg des Nachbarn geschoben hat. Gibt lustige knietiefe Haufen. Langsam beginne ich zu bezweifeln, dass ich meine geplante Route laufen kann. Wer räumt schon den Fußweg ins Industriegebiet, den eh keiner nutzt? Spätestens da, wo die Anwohner aufhören, hat sich das mit dem geräumten Gehweg sowieso erledigt. Statt dessen liegt dort der Haufen, den der Schneepflug von der Straße geblasen hat. Ich versuche, da durch zu laufen, aber das kann man echt knicken. Schon vor Ortsausgang ist klar: Hier geht’s nicht weiter. Auf der Fahrbahn zu laufen, ist vielleicht nicht so die beste Idee bei den Witterungsverhältnissen. Also biege ich ab und hoffe auf etwas weniger verschneite Waldwege.
Irgendwo bei meiner ganzen Rumprobiererei habe ich dann wohl meine Garmin angehalten und vergessen, sie wieder anzustellen. Dadurch fehlen mir nachher 2 km, aber da ich sowieso nichts laufe, was auch nur ansatzweise mit Tempo zu tun hat, ist das eigentlich auch wurscht.
Ich finde einen Feldweg, wo immerhin jemand durchgefahren ist, und so eine schmale Spur gespurt hat, in der es sich ganz schön läuft. Es schneit übrigens.
An alle Trainingsfanatiker da draußen: Vergesst Gewichtswesten oder -Manschetten. Sucht einfach einen ungeräumten Weg und 20-30 cm Neuschnee.
Der Puls ist höher, als er bei einem Longrun sein sollte, aber mir ist eh klar, dass das mit 18 km nichts wird. Insofern ist das auch egal. Es macht Spaß, da durchzupflügen. Menschen begegnen mir so gut wie keine. Die Wege im Wald sind übrigens genau so verschneit wie die Feldwege. Vielleicht 5 cm weniger. So richtig macht das keinen Unterschied. Aber mittlerweile habe ich wohl eine ganz gute Technik entwickelt, und ein freundlicher Förster hat Fahrspuren hinterlassen.
Weil ich so Spaß an der Sache habe, möchte ich eigentlich noch eine Runde durchs die Felder drehen, aber mittlerweile ist ein schneidender eisiger Wind aufgekommen, der sich durch die Softshell fräst – ok, kein Windstopper-Material, aber trotzdem… – und mich zwingt, die Kapuze aufzuziehen. Das Wasser im Trinkschlauch wird auch langsam arktisch. Insofern ist im Sinne meiner Gesundheit und des anstehenden Silvesterlaufes der geordnete Rückzug wohl besser.
In der Stadt treffe ich auf Schnee schippende Menschen – ein Schicksal, das ich nach dem Lauf auch nochmals teilen werde, denn alles, was geräumt war, ist wieder dicht. Einer starrt mich ungläubig an und meint: „Auch das noch bei dem Wetter?!?“ Ich grinse ihn breit an, antworte: „Das macht Spaß!“ und springe in einen Schneehaufen.
Zumindest sind die Schuhe jetzt wieder sauber, auch wenn es „nur“ 11 km geworden sind. Und außerdem war es großartig. Morgen wieder? Mal sehen. Es soll ordentlich kalt werden heute nacht…
Oh Neid, Du hast ja richtig, richtig Schnee. Da hätte ich gerne das ein oder andere mal noch für geschippt (ich hätte die Nachmittagsschicht im Haus gehabt).
11km unter den Bedingungen ist sicherlich Training genug. Well done!
Danke! Komm vorbei, wir haben genug Platz und der Schnee reicht auch noch für Dich. 😉
Schnee, was will man mehr, da ist es doch egal, ob 11 oder 18 km. Die Gelegenheiten im Schnee zu laufen gibt es nicht so oft, deshalb nutze ich jede Flocke um die Statistik aufzupeppeln 😉
Mir macht gerade das schwierige Gelände unter diesen Bedingungen sehr viel Spass, Wald- und Feldwege sind dann schon fast ein kleines Abenteuer 😀
Salut
Ja, das hat riesig Spaß gemacht. 😀 Heute hab ich dafür einen satten Muskelkater.
Hier liegt ca. 1 cm Schnee und der Matsch von gestern ist heute eine Eisbahn. Mein Spaziergang war die reinste Rutschpartie. Dann lieber 5 cm mehr und zumindest etwas Grip unter den Sohlen.
Ja, das stimmt. Nimmst Du auch 30cm mehr? 😀
Er, nö 🙂
Im Schnee zu laufen ist einfach ein Traum. Durfte ich grad vorhin auch. Und das Krafttraining kann jetzt wirklich ausfallen 🙂
Ja, es macht riesig Spaß. Muskelkater gab’s auch. Training vom Feinsten. 🙂
Ist ja schön anzusehen. Aber meine heutigen Laufbedingungen waen mir doch lieber 😉
Vorallem mußte ich keinen Schnee schippen
Liebe Grüße
Volker
Ach, das Schippen ist gut für den Oberkörper… 😀
Trara ! Trara !!!
Auch bei uns
ich kann so gut mit empfinden
bei mir es ähnlich wie bei mir
egal, wie tief, ich bin durch
dafür haben wir noch Sonne, die ein wenig wärmt
So ist Winter schön 😎
Die Sonne wär auch schön… Was ist das genau?
Wir im Norden haben hier vielleicht 0,01 cm Schnee, wenn man tief in den Wald hineinläuft. Darunter versteckte sich gefrorener Matsch. Auch ich konnte nur langsam laufen. Aber effektiver kann man sich kaum auf die nächste Saison einstimmen. 2013 war’s bei uns weiß bis Ostern, jeder lange Lauf eine Herausforderung. Was kam dann heraus? Eine Marathon-Bestzeit, von der ich heute noch träume…
Genau! Jetzt rocken wir den Winter und dann im Frühjahr kann uns nichts mehr bremsen! 🙂
Hier auch so viel Schnee – herrlich! Bei uns ist es nur ein Hauch! 😦
Komm rüber! 🙂 Du darfst auch schippen! 😈
Hübsch ist es in jedem Fall.
In allen Laufblogs sehe ich derzeit diese wunderbaren Schnee-Bilder. Ich bin soooo neidisch! Könnte aus Bremen noch ein paar Regen- und Matsch-Bilder beisteuern. Melde Dich, falls Du Bedarf hast… *sigh*
Ja, der Schnee ist echt ein Hingucker. Allerdings gesellt sich auch leises Fluchen dazu, wenn man gerade einen gefüllten Einkaufswagen über einen ungeräumten Parkplatz gezerrt hat. Insofern… Aber klar, stell doch mal Deine Top-Matsch-Bilder ein. 😀