Und jetzt ein Trikätzchen? Triathlon-Premiere in Freiburg


Und dann war er auf einmal da, der Tag X. Monatelang bin ich geschwommen, Rad gefahren und – leider dank Fersensporn – recht wenig gelaufen, um am Sonntag dann endlich an der Startlinie des Triathlon Freiburg zu stehen.

Die Woche zuvor war nicht wirklich Tapering, da mich eine anstrengende mehrtägige Dienstreise am Freitag Mittag durchgekaut wieder ausspuckte, und ich nur einen Gedanken kannte: Schlafen! Die für Freitag noch angesetzte Radeinheit strich ich ersatzlos. Ich wäre vermutlich sowieso vor einen Pfosten gefahren. Stattdessen noch ein lockeres Läufchen am Samstag, den Kopf voller Triathlon.

Mit Hilfe der Checkliste vom Triathlon-Magazin packte ich meine Tasche. Nur nichts vergessen!

Packen

Die Basics breitete ich auf dem Boden um mich rum aus, um dann alles mit so was wie System in meine Tasche zu stopfen.

Leichte Panik erfasste mich bei dem Gedanken, ich könnte am Morgen vergessen, das Fahrrad einzuladen.

Hat aber geklappt, und ich brachte mein komplettes Chaos vollständig nach Freiburg – einschließlich meines leicht verpeilten Selbst.

Zum Glück war alles gut ausgeschildert und unmissverständlich.

Ich bekam meine Startunterlagen in Rekordzeit, um dann festzustellen, dass ich mein Rad noch nicht einchecken konnte. Schließlich war die Olympische Distanz bereits am Laufen, und uns Jedermänner und -Frauen konnte da niemand in der Wechselzone gebrauchen.

Mit glasigem Vor-Sich-Hinstarren und dem unmotivierten Herumkauen auf einem Riegel ging die halbe Stunde aber irgendwie auch weg, und ich konnte mir endlich meine Wechselzone einrichten. Die Spannung stieg und ich wurde so was wie wach. 🙂

Ungefähr 100 Mal ordnete ich meine Sachen um. Radsachen nach vorne, oder doch lieber an die Seite? Würden sich die Pedale in meiner Tasche verfangen? Und umgezogen war ich auch noch nicht, aber die Umkleiden gefühlt am anderen Ende der Welt… Da mir nicht ganz klar war, ob ich die Wechselzone wieder verlassen durfte, löste ich das Problem an Ort und Stelle mit Hilfe meines Handtuchs.

Und dann die Durchsage: „Ab 11 wird die Wechselzone geschlossen! Bitte Schwimmbrille und Badekappe mitnehmen!“ Der Schwimmstart war aber erst um 11:45. Wo meine Sachen lassen? Ich stopfte mir meinen Riegel in die Trikottasche, trank noch einen kräftigen Schluck und verließ dann barfuß die Wechselzone. Meine größte Sorge war, in irgendwas reinzutreten und mich zu verletzen. Außerdem war der Boden, vor allem der Kunstrasen im Stadion, knallheiß. Denn die Sonne brannte glücklich vom strahlend blauen Himmel. Der See war kuschlig warm, was natürlich auch „Neoprenverbot“ bedeutete. Mist! Soviel zum Thema Kraulschwimmen. Ansonsten war ich natürlich sehr froh über das Wetter. Frieren würde heute niemand.

Ich lief mich ein bisschen auf der Herdplatte namens Kunstrasen ein, und schlappte dann zum Schwimmstart, um noch ein paar Meter in den schlammigen Fluten zu plantschen. Es gab noch ein paar Hinweise, die ich nicht verstand, da um mich rum alle redeten, dann ging es auch schon los.

Ich hatte mich hinten links eingereiht, so würde mich niemand überschwimmen. Ein bisschen blöd war nur, dass, obwohl ich Brust schwamm, vor mir zwei deutlich langsamere Schwimmer unterwegs waren. Ich machte eine Lücke aus, um mich vorbeizuschieben, als beide wie auf Absprache eine Zange bildeten und ich nicht mehr durchkam. Es ging so weit dass ich sogar für ein paar Sekunden stoppen und wassertreten musste, um wieder weiter schwimmen zu können. Das ärgerte mich für einen Moment dann schon. Nach der ersten Boje gaben beide dann auf einmal Gas. Danke auch!

Ich hatte dann aber wenigstens Platz und konnte schön ruhig und rhythmisch schwimmen. Ich überlegte, ein paar Züge Kraul einzubauen, verwarf den Gedanken aber wieder. Mich jetzt blöd verschlucken muss ja auch nicht sein. So kam ich recht weit hinten im Feld aus dem Wasser und schnappte mir zügig die Radmontur nebst Rad. Das Adrenalin sorgte dafür, dass ich auch in den Fahrradschuhen gut laufen konnte. Ab hinter die rote Linie, kurzer Kampf mit den Klickpedalen, und los!

Am Anfang war die Radstrecke recht schmal und kurvig mit ein paar kurzen Kopfsteinpflaster-Passagen, dann jedoch kam ich in Fahrt. Nachdem ich auf dem blöden Abschnitt mehrfach überholt worden war, erwachten jetzt auf freier Strecke meine Killerinstinkte. Mein erstes Opfer erledigte ich am einzigen Anstieg der Strecke. Happs!

Endlich mal keine Rücksicht auf Straßenverkehr nehmen zu müssen, setzte ungeahnte Energiereserven frei und ich kurbelte mit einem guten Schnitt vorwärts. Mampf, Happs, mampf! Irgendwann fiel mir auf, dass mein Puls echt ordentlich hoch war (170), aber es fühlte sich überhaupt nicht nach Anstrengung an. Oh! Ein Mountainbike! Das hol ich mir…

Zwischendurch dachte ich schon mal ans langsamer werden, aber irgendwie gelang mir das nicht. Mit 0:47:33 legte ich einen für mich sensationellen Radsplit hin, sauste mit einem breiten Grinsen in die Wechselzone, Schuhe an, Kappe auf, Gel in die Hand und…

Kennt ihr dieses Quietschen, wenn man eine breite Bremsspur hinterlässt? So ungefähr fühlte sich mein Laufstart an.

Ich hatte das Gefühl, zu stehen und mich zugleich unfassbar anzustrengen. Und überhaupt, wer hatte die saublöde Idee, den ersten Abschnitt über eine Wiese zu führen? Ist doch kein Crosslauf hier!

Unglaublich, aber da vorne kam jemand noch langsamer vom Fleck. Stehend schob ich mich an ihm vorbei und warf mal einen Blick auf meine Uhr. 6er Pace? Das ist für mich flott! Was stimmte nicht mit mir? Ich hab doch Koppeltraining gemacht!

Die ersten 2 km sind sicherlich bald vorbei. Ein bestätigender Blick auf die Uhr… 600m!?!

WTF??? 600 poplige Meter von 5km? Wie soll ich das bitte überleben? Das Gel klebte mittlerweile überall, meine Kappe saß nicht, kein Mülleimer für das Gel in Sicht. Im Ist-jetzt-auch-egal-Modus stopfte ich mir das Klebding halt in die Hose und rückte die Kappe zurecht.

Da es sich um eine zweimal zu durchlaufende Wendepunkt-Strecke handelte, konnte ich noch eine Reihe anderer Gestalten beobachten, die offenbar hinter mir waren, und denen es auch nicht viel besser zu gehen schien.

Aber meine Güte! Meine Lieblingsdisziplin und so eine Quälerei… Als ich mein zweites Bändchen abholte, meinte die Helferin „Sieht gut aus!“ „Alles Show!“ antwortete ich. In der Tat zeigt die Analyse bei Garmin eine gute Schrittfrequenz und Bodenkontaktzeit, aber das Gefühl war wie Kaugummi. Das waren die längsten 5km meines Lebens. Vermutlich hatte ich doch beim Radfahren überzockt.

Endlich nahte das Ziel. Lefzen hoch fürs Foto, Chip auf die Box, geschafft!

Im Ziel

Im Ziel gab es göttliche Wassermelone, Bananen und Getränke. Himmlisch! Ich hechelte noch ein bisschen vor mich hin, und packte dann meinen Krempel ins Auto, um zur Siegerehrung und Verlosung frisch geduscht am Start zu sein.

Leider gewann ich keine Socken, Gutscheine oder Trinkflaschen und zum Glück auch nicht den Hauptgewinn, ein verdächtig aussehendes Herrenrad, das entweder top stylisch und retro oder einfach nur seltsam war. Einen Blumentopf gewann ich auch nicht, da es bei der Jedermanndistanz keine AK-Wertung gab. Als 5. meiner AK hätte ich aber sowieso nichts gekriegt. Dafür gewann ich jede Menge Erfahrung und Eindrücke – und darum geht es mir ja schließlich.

Ach ja. Während wir da so Kuchen mampfend saßen, brachte Jan Frodeno den Weltrekord in Roth nach Hause. Wenn das mal kein guter Tag für Triathlon war!

Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Helfer, die nicht nur einen hervorragenden Job gemacht haben – verlaufen und verfahren war quasi unmöglich – sondern die auch für jeden ein freundliches Wort und Anfeuerungsrufe übrig hatten. Ihr wart großartig!!! Ich komme bestimmt wieder.

Mein Fazit zu diesem Wettkampf:

  • sehr freundliche und familiäre Atmosphäre
  • sehr gut organisiert
  • lecker Kuchen! 🙂
  • familienfreundlich
  • fantastisches Helferteam
  • tolle flache Radstrecke (wenn man vom ersten Kilometer absieht)

 

 

 

 

 

30 Kommentare zu “Und jetzt ein Trikätzchen? Triathlon-Premiere in Freiburg

    • Danke!
      Ja, laufen tu ich auch am liebsten, aber mein Fuß sieht das halt gerade anders… Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung und sicher nicht mein letzter Triathlon. 🙂

  1. Gratulation Christiane,
    Du hast meinen vollen Respekt, never ever wäre das etwas für mich 🙂
    Regenerier ordentlich und freu Dich am Erreichten…wer braucht schon Socken oder seltsame Herrenräder :mrgreen:

    Salut

  2. „Oh! Ein Mountainbike! Das hol ich mir…“ Die Szene kenne ich andersrum. Bei meiner Triathlon Premiere am Tegernsee habe ich mit meinem MTB eine junge Triathletin mit Rennrad überholt.
    „Oh! Jetzt überholen mich schon die Mountainbiker“. Ich ganz gentlemenlike in die Bremsen, habe mich zurückfallen lassen und gefragt, ob ich Sie mit meinen MTB überholen darf. Ich durfte.

    Und Deine Mountainbiker … hast Du ihn eingeholt?

  3. Herzlichen Glückwunsch!

    Ich bin derweil am Sonntag den Roßkopflauf gelaufen.

    Irgendwann klappt das noch, mit der Heizmann-Puddingbrezel. Versprochen!

      • Hart aber herzlich, war es am Roßkopf! Die Stimmung schwankt ziwschen „never again“ und sofort wieder anmelden.

        Also, geschätzt waren 1/3 der Strecke von 18,4 km Trailrunnigwege. Wenn man oben sit, muß man auch wieder runter. All das ist schon heftig, bedenkt man dazu den Höhenunterschied.

        Dennoch eine wirklich landschaftlich tolle Strecke, allein dieVerpflegunsstelle am Wildtaler Eck. Temperaturen haben gestimmt, nicht zu warm und nicht zu kalt. Luafen überwiegend im Wald.
        Alles sehr familiär und sehr begeisterte Helfer.

        Wirllich eine runde Veranstaltung.

  4. Yeah !!! Du hast es geschafft ! Gratulation zum klasse Finish !
    Ja, beim ersten triathlon fühlt sich das laufen immer „etwas komisch“ an *sfg*
    Ich hab‘ am Sonntag doch tatsächlich an Dich gedacht als ich auf dem Rad unterwegs war 😉

    Viele Grüße

    Andy

      • Ein kühles Bad – Flügel auf dem Rad – und dann ein langer Weg ins Ziel – so lässt sich mein Wettkampf wohl am besten beschreiben.

        Ausführlicher habe ich meinen Bericht geschrieben 🙂

        Ich überlege gerade ob Malterdingen Sinn macht – wenn dann schon die MD oder doch mal Urlaub, oder was verrücktes….. ?

    • Danke! Lauftechnisch bin ich leider noch nicht wieder ganz da, wo ich gerne wäre, aber ich hoffe, das kommt.
      Es war eine Sprintdistanz, d.h. ca. 400m Schwimmen, 20km Rad, 5km Laufen.

  5. Herzlichen Glückwunsch zum Finish! Das Tri-dingens scheint ja Spass zu machen. Da bin ich mal neugierig, ob du wieder zum reinen Laufen zurückkehrst.
    Was mich allerdings wundert ist, dass du Brustschwimmen gewählt hast. Du hast doch schon sooo viele Schwimmkurse gemacht. Ich kann ja auch gar nicht kraulen, aber das scheint ja echt schwerer als gedacht.

    Liebe Grüße!

    • Danke! Naja, Triathlon und reines Laufen schließen sich ja nicht aus. Ich hoffe sehr, bald wieder einen HM laufen zu können, werde aber meinen Sehnen zuliebe beim Triathlontraining bleiben. Das tut mir wohl besser.
      Was das Kraulen angeht: Das war bisher 1 Kurs und 2 Mal individuelles Training. Ich bin einfach noch nicht sicher genug und in der Aufregung eines WK finde ich dann noch keinen Rhythmus. Ich bleibe aber dran. 🙂

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