„Ihr erklärtes Ziel ist es, dass jeder im Schwarzwald-Baar-Kreis das Wort „Mukoviszidose“ fehlerfrei aussprechen kann.“ erklärt mir Stefan Zimmermann, der Organisator des Stadtlaufs Donaueschingen, während wir die xte Runde entlangkeuchen. Die Rede ist von seiner Schwester, deren Kinder an besagter Krankheit leiden.
Anstatt sich in Selbstmitleid zu verkriechen, hat sie den Stadtlauf als Spendenlauf initiiert, dessen Erlös den Mukoviszidose-Patienten und der Forschung zu Gute kommt.
Pro gelaufener Runde spendet die Sparkasse 1€, dieses Jahr erstmals unterstützt von der AOK, die ab der 10000. Runde übernimmt. Mit 12888 Runden ist dieses Jahr ein neuer Rekord zusammengekommen und damit eine Menge Holz. 🙂 Schön, dass ich wieder meinen Beitrag dazu leisten konnte. Wenn ich auch dieses Jahr mit 15 Runden eine weniger als letztes Jahr hatte, was aber bei meinem durch die Plantarfasziitis bedingten schlechten Trainingsstand ziemlich gut ist. 🙂 Aber dazu später mehr.
Da ich nicht wusste, in welchem Zustand mich das Gasshuku wieder ausspuckt, hatte ich auf eine Voranmeldung verzichtet. Die Nachmeldung ging aber dieses Jahr sehr zügig vonstatten. Formulare und funktionierende (!) Kulis gab es reichlich, dann noch 7 Steine berappt (2 davon waren Nachmelde-Gebühr) und ich konnte mir meine Startnummer um den Bauch binden und dann zum traditionelle Pre-Race-Carboloading schreiten. Ein Streuselkuchen 1 Stunde vor dem Start geht immer. 🙂
Da der Stadtlauf auch ein halbes Stadtfest ist, gab es natürlich reichlich Verpflegung.
Das Wetter war perfekt. Ein Hauch kühl zu Beginn, was aber durch die bald hervorkommende Sonne schnell ausgeglichen wurde. Die blieb aber nicht ständig, so dass es auch nicht zu heiß werden konnte. Läuferherz, was willst Du mehr?
Ebenso traditionell nochmals der Boxenstopp eine Viertelstunde vor dem Lauf. Dieses Jahr erstmals erleichtert durch einen Toilettenwagen in unmittelbarer Startnähe. Sehr gute Idee! Da die Schlange jedoch episch war, entschloss ich mich, die weiter entfernte, schlangenfreie Möglichkeit zu besuchen und das mit etwas einlaufen zu verbinden. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde einlaufen vor einem Wettkampf immer super ätzend und anstrengend. Daher mache ich das üblicherweise auch nicht, aber natürlich wollte ich meinem Fuß bestmögliche Startbedingungen bieten.
Dann also ab in den Start, wo ich dadurch auffalle, dass ich KEIN Firmenshirt trage. Ich finde es allerdings großartig, wie viele Firmen und Vereine diesen Lauf und damit die gute Sache unterstützen. Vom Fliesen- und Baustoffunternehmen bis hin zur Steuerberatung über diverse Fitnessclubs ist alles dabei. Ich glaube, manche Firmen haben die komplette Belegschaft auf der Strecke. Ich starte als Ein-Frau-Runhappy-Team im Brooks Ambassador Shirt. 😀
Der Start ist – wie üblich – etwas holprig, da sich entgegen den Anweisungen natürlich Nordic-Walker und Babyjogger-Schieber irgendwo vorne einreihen. So geht es mit Trippelschritten und unter ständiger Gefahr für die Zehen zur Zeitmess-Matte und unter dem traditionell spiegelverkehrt aufgehängten Startbanner durch. Nach ein paar Minuten verläuft sich das Ganze aber, und die Teilnehmer verteilen sich über die volle Strecke. Ein paar im Halteverbot geparkten Autos gilt es auszuweichen. Man könnte auch cool drüberflanken. Aber das tut leider niemand.
Die Fankurven am Streckenrand bestehen aus exakt 4 Leuten. Ein sehr treuer Fan, der mit seinem Gartenschlauch das ganze Rennen über Kühlung spendet, während seine Frau / Partnerin (?) den Bürgersteig mit kryptischen Kreidezeichen verschönert. Und dann ein paar 100 m weiter eine unentwegt aus dem Fenster anfeuernde Dame nebst Mann / Partner (?), die mir schon das letzte Jahr aufgefallen ist. Die übrigen Zuschauer sind voll konzentriert mit ihrem Eisbecher / Currywurst /Bier beschäftigt, und haben für die Läufer höchstens ein mild-interessiertes Lächeln übrig.
Nun, man kann auch selbst Stimmung machen, wie eine Truppe beweist, die einen E-Rollstuhl spontan zur mobilen Musikanlage umfunktioniert und laut mitsingend die Strecke entlang läuft. Und das gar nicht mal so langsam!
Das macht extrem Laune und ich lächele mich die nächsten Meter vorwärts. Schade, dass der Lautsprecher-Akku bald den Geist aufgibt. Nun ja, besser als der Akku vom Rollstuhl.
Weniger Laune macht, dass mich mein Lauftrainer Christoph einholt, und sich nicht lange mit Nettigkeiten aufhält, sondern mir gleich erzählt, dass mein linker Fuß eine doofe Bewegung macht. Danke, Christoph, ich freue mich ebenfalls, Dich zu sehen… 😉
Wobei er schon recht hat. So bis Km 8 geht es mir erfreulich gut – sieht man auch in der Garmin-Auswertung – und ich laufe mit einer für mich schönen knapp unter 7er Pace.
Der Motor könnte auch immer noch, aber das Fahrwerk fällt auseinander. Ich bekomme muskuläre Probleme. Nun gut, seit Oktober 2015 keinen langen Lauf mehr gemacht – wo soll die Muskulatur also herkommen? Das kann auch Krafttraining nur bedingt ausgleichen.
Das Vorwärtskommen fällt deutlich schwerer. Außerdem bekomme ich Knie. Der kurze steile Abstieg dürfte daran nicht ganz unschuldig sein. Aber jetzt aufhören?
Geht gar nicht, wenn ich doch ca. jede 2. Runde persönlich von meinem treuen Kirchenchorsänger und Rennkommentator Roland Maier begrüßt werde. Und wenn dann noch die entfernte Möglichkeit besteht, doch noch dieselbe Rundenzahl wie im letzten Jahr zu erreichen…
Ja sicher hatte ich diesen Rundenlauf bewusst als Test gesehen, was mein Fuß so macht. Man kann ja jederzeit aussteigen. Jetzt tut so ziemlich alles weh, abgesehen vom rechten Fuß. Es wäre vernünftig, aufzuhören. Aber vernünftig kann ja jeder.
Hin und wieder lege ich eine kleine Gehpause ein. Erst als ich eigentlich damit rechne, dass das Schlussläufer-Transparent schon auf der Strecke ist, ziehe ich den Stecker. Ich hätte noch eine Runde laufen können – so rein zeitmäßig. Aber körperlich ist nach 16, 5 km nur Asphalt jetzt doch eine Grenze erreicht. Damit lande ich immer noch auf Platz 68 von 592 Frauen, was mir bei einem „normalen“ Lauf nie passiert wäre. 😉
Überhaupt ist dieser Rundenlauf mit seinen vielen langsamen Teilnehmern ein schöner Ego-Booster, wenn man auch als langsamer Läufer mehr selbst überholt als überholt zu werden. 😀 Eins gehört allerdings verboten: Mich locker überholen und sich dabei noch völlig entspannt über die Zeugnisnoten des Nachwuchses unterhalten – das geht gar nicht! 😀
Mit 30,8 km in etwas über 2 Stunden ist Peter Fane, dem Erstplatzierten, trotz der vollen Strecke und des kammartigen Höhenprofils natürlich eine sensationelle Leistung gelungen. Ich habe großen Respekt vor diesem gazellenhaften Läufer. Einfach nur schön anzusehen – wenn halt auch meist von hinten.
Aber Ehrgeiz kann man hier getrost stecken lassen. Es steht mehr das Gemeinschaftserlebnis und das unglaublich bunte Bild der komplett gemischten Teilnehmerschar im Vordergrund, was die 2 ansonsten potentiell sehr öden Stunden im Kreis wie im Flug vergehen lässt.
Genau so endet der Lauf dann auch. Mit lecker Essen und ungezwungenem Beisammensein.
Wer also mal einen Samstagnachmittag im August frei hat, und sich zufällig gerade in der Gegend aufhält, dem kann ich nur ans Herz legen, mal bei diesem Lauf vorbeizuschauen.
Die Atmosphäre ist herzlich, die Organisation wird von Jahr zu Jahr besser, 2 Verpflegungsstellen auf 1100m Rundkurs sind rekordverdächtig. Und wenn man dann keine Lust mehr hat, oder nicht mehr kann, gibt es entlang der Laufstrecke Eisdielen, Cafés und Dönerbuden, sowie eine gute Auswahl im Start- Zielbereich.
Und das Schönste: Egal wie langsam man unterwegs ist: Jede Runde zählt.
Vielen Dank an das tolle Organisatoren-Team um Silvia Kunz und Stefan Zimmermann und das nette Gespräch auf der Strecke und danach!
Wer übrigens meine früheren „Rennerlebnisse“ bei diesem Lauf nachlesen möchte, kann das hier (2014) und hier (2015) tun.
P.S. Heute tut mir alles weh – abgesehen vom rechten Fuß. Test geglückt, würde ich sagen. Und ja, ich werde wieder einen Termin mit Christoph machen, nachdem ich ja offenbar wieder laufen kann.
Danke für den tollen Bericht, ich kann jede Zeile nachvollziehen und so unterschreiben, außer deinem Kniezustand. Du hattest Recht, vergangenes Jahr war der Lauf tatsächlich erst Ende August. Gute Erholung
Gerne! Hat wirklich Spaß gemacht und Deine Kommentare sind sehr motivierend! 🙂 Dem Knie geht es heute schon wieder gut. Kein Grund zur Sorge.
Der Muskelkater gehört doch dazu 😉 Und ist nur ein weiter Schritt in Richtung Ironman 🙂
Klar gehört der dazu. Aber wenn man schon Marathon gelaufen ist, kommt einem das nach 16 km schon übertrieben vor. 🙂 Ironman… mmm… nach der Rente!
Nach oder in der Rente? Nur damit ich dich daran erinnern kann 😀
In der Rente! 🙂
Du läufst wieder und das bei einem traditionell nett klingendem Lauf! Ich hoffe der Fuss ist nun nicht weiter beleidigt. Muskelkater ist ja auch bald wieder weg.
Im Moment ist er friedlich 😀😀😀
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