Hitzeschlacht am Weinberg – Saisonabschluss beim Kaiserstuhl-Triathlon


Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich letztes Jahr mit meiner aus Ihringen stammenden besseren Hälfte auf Verwandtschaftsbesuch an der Stätte des Kaiserstuhl-Triathlons vorbeifuhr, und mich fragte, wie um alles in der Welt die dort einen Triathlon veranstalten wollen, wenn es doch gar keinen See gibt.

Damals hatte ich vom Triathlon etwa so viel Ahnung wie eine Kuh vom Stepptanz…

Natürlich kann man so einen Triathlon auch in einem Freibad durchführen, selbst wenn es so ein kleines Freibad ist wie das Ihringer, welches zudem eine extrem seltsame Bahnlänge von 33m hat.

Das Tri-Team Kaiserstuhl hatte das Beckenproblem mit einem rollenden Start gelöst. Pro Bahn maximal 4 Schwimmer, Zeitrahmen 7 Minuten pro Welle.  In dieser Zeit mussten die zu schwimmenden 200m (6 Bahnen) bewältigt sein, getreu dem Motto des Kaiserstuhl-Triathlons „Das schafft doch jeder“.

Das würde auch das Gedränge auf der Radstrecke entzerren, einer zwei Mal zu fahrenden topfebenen Wendepunktstrecke zwischen Ihringen und Merdingen. Das fand ich gut, denn Windschattenfahren war erlaubt, und damit habe ich so gar keine Erfahrung und hatte ein bisschen Angst vor eventuellem Geprügel.

Ich freute mich wie Bolle auf den Schwimmstart, denn mir war ein bisschen warm…

So drängten sich auch zur Wettkampfbesprechung alle unter dem nächsten verfügbaren Baum. Hauptsache Schatten!

Bis meine Startwelle um 15:40 losgelassen werden sollte, hatte ich noch fast 2 Stunden Zeit und verbrachte diese zum größten Teil auf meiner Picknickdecke im Schatten der Autos auf der Parkwiese. Ich hätte gerne noch mehr den anderen Wettkämpfern zugesehen, aber ich wollte nicht schon komplett gar sein, bevor ich selbst auf die Strecke gehen durfte. Prinzipiell finde ich einen Triathlon im Warmen ja super, aber hier brutzelte die Sonne vom strahlend blauen Himmel, dass es nur so eine Art hatte. Schon bei den banalsten kleinsten Bewegungen floss der Schweiß.

Zunächst startete die Elite bei einem Vorlauf, der später über die Plätze für einen zweiten Durchgang mit Jagdstart entscheiden sollte.

Die waren ganz schön schnell. Aber bei so einer kurzen Distanz (200m schwimmen, 10km radfahren, 3km laufen) kann man sich nicht mit Nettigkeiten aufhalten. Da zählt bei den Ambitionierten wirklich jede Sekunde.

Eine gefühlte Ewigkeit später durfte ich dann auch endlich ins kuschlig warme Wasser. Ein  bisschen einplantschen im Nichtschwimmer-Bereich, dann wurde meine Startwelle aufgerufen. Kaum waren wir im Wasser, ging es auch schon los. Irgendwie verpasste ich den Start fast und startete meine Garmin daher auch erst eine Bahn später. Aber das Adrenalin sorgte dafür, dass ich immerhin mal kurze Strecken ganz gut kraulen konnte. Yeah! Eine Schwimmerin konnte ich sogar einsammeln, und dann hatte ich mich so eingegroovt, dass ich um ein Haar mehr als die benötigten 6 Bahnen geschwommen wäre. Zum Glück meldete sich rechtzeitig noch eine halbe Gehirnzelle und machte mich darauf aufmerksam.

Die erste Herausforderung war der Schwimmausstieg, denn der Beckenrand liegt in diesem Bad ein ganzes Stück über der Wasseroberfläche. Da war ich doch froh um Krafttraining und Strongman-Erfahrungen, denn einige Mitstreiter benötigten hier Hilfe.

Allerdings brauchten Kreislauf und Körper nach meinem bravourösen Ausstieg doch einen Moment, um sich auf dem Weg zum Wechsel zu sortieren.

Helm, Socken, Radschuhe, Startnummer – Check! und dann einmal um die ganze Wechselzone eiern, bis ich unter den gestrengen Blicken der Kampfrichter exakt an der roten Linie aufs Fahrrad stieg.

Fahrrad war irgendwie schwerer als sonst. Mein Puls wollte nicht runter, und ich hatte das Gefühl, viel Kraft zu brauchen. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit wirklich Gegenwind war, oder ob es der eigene Fahrtwind war, aber irgendwas bremste enorm. Die Windschattenfreigabe nützte mir nur bedingt, denn vor mir war weit und breit niemand, und wenn mich jemand mit einem Wwwwwummmmm überholte (Fahrräder sind abartig laut!) , dann war er zu schnell, als das ich mich hätte dranhängen können, und wenn jemand vor mir auftauchte, dann zu langsam.

Lediglich nach der ersten 180°-Wende mitten auf der Fahrbahn überholte mich mal eine größere Gruppe, an die ich mich dann auch tatsächlich für ein paar Minuten ansaugen konnte, bis diese jedoch leider in die Wechselzone einbog, während ich noch eine Runde zu absolvieren hatte.

So schwierig das Radfahren gewesen war, um so besser lief es dafür. Kaum hatte ich mich in meine Launch geworfen, schon hatten meine Beine echt Bock auf Laufen.

Und so zeigte meine Pace öfter eine 5 vorne, was für mich schon fast Lichtgeschwindigkeit ist. Ein kurzer Waldabschnitt spendete auf der ebenfalls ebenen Strecke Schatten, um dann aber leider den letzten halben Kilometer von einem Prall-Sonne-Feld-Stück abgelöst zu werden. Umso mehr sehnte ich die Wasserstation am Wendepunkt herbei. Und da gab es dann leider den einzigen suboptimalen Teil des ansonsten top organisierten Wettkampfs. Die beiden Helfer hatten nur ganz wenige Becher auf Vorrat befüllt, und die helfende Dame, die es sicher nur gut gemeint hatte, warf in ihrer Hektik, weitere Becher zu betanken, die bereits befüllten um. So musste ich tatsächlich stehen bleiben und eine gefühlte Ewigkeit auf einen halben Becher Wasser warten, denn das Nass tropfte nur extrem langsam aus den Kanistern. Es war vielleicht eine halbe Minute. Aber auf 3km Strecke ist eine halbe Minute eine Ewigkeit. Eine Teilnehmerin fluchte lautstark. Ich hielt mich zurück. Bei den Temperaturen den Nachmittag da draußen zu stehen, ist sicher auch kein Spaß und die machen das ehrenamtlich. Aber im Nachhinein habe ich mich geärgert, weil es mir doch den Schnitt sehr gedrückt hat. Nix mehr mit 5 vorne.

Es war vor allem ein psychologisches Problem. Ich hatte genug getrunken im Vorfeld, um auch die komplette Strecke ohne Wasser durchlaufen zu können. Aber ich hatte mich so derart drauf gefreut, dass ich nun an nichts anderes mehr denken konnte.

Dennoch lief es immer noch sehr gut für mich. Einige MitstreiterInnen litten sichtlich.

Als ich nach insgesamt 45 Minuten und 17 Sekunden über die Ziellinie lief, wurde ich von meinen Schwiegereltern empfangen. Darüber freute ich mich riesig.

Nachdem ich dann einen Becher Wasser gefunden hatte, ging es auch schon wieder besser. Blieb nur noch das Duschproblem. Das Freibad hat exakt eine Dusche. Vor dieser Dusche standen schon 4 Damen an.

Nein…

Kurz entschlossen stellte ich mich unter die kalte Pool-Dusche, um mir zumindest das Gröbste abzuwaschen und zog dann trockene Wechselklamotten an. Besser.

So erfrischt konnte ich dann auch noch den Jagdstart der Elite verfolgen.

Kaum gestartet, waren die auch irgendwie schon wieder da. Aber dafür ist es ja auch Elite. 🙂

Die Siegerehrung verlief dann ein bisschen chaotisch, aber ich glaube, das gehört so. Ich hab zumindest mal wieder keinen Blumentopf gewonnen, aber was soll’s. Das einzige Mysterium, welches für ewig ungelöst bleiben wird, ist, wie ich 17. in meiner AK werden konnte, wenn nur 12 Starterinnen in der Liste waren. Dafür habe ich einen Haufen jüngere TeilnehmerInnen hinter mir gelassen. 😉

Insgesamt ein sehr schöner Saisonabschluss! Ich kann die nächste kaum erwarten… 😀

Vielen Dank an das Tri-Team Kaiserstuhl und alle Helfer für diesen schönen Wettkampf!

Mein Fazit zu diesem Triathlon:

  • schöne, lockere Atmosphäre
  • sehr einsteigerfreundlich
  • sehr gute Organisation
  • familienfreundlich: Das Kinderbecken im Freibad ist auch während des Wettkampfs zugänglich
  • Top Qualität der Lautsprecheranlage. Man versteht die Durchsagen überall und glasklar!

 

 

7 Kommentare zu “Hitzeschlacht am Weinberg – Saisonabschluss beim Kaiserstuhl-Triathlon

  1. Hallo Christiane,

    das läuft ja wunderbar mit dem Triathlon – herzlichen Glückwunsch!
    Die Abstände klingen ja sogar machbar – wobei in 7 Minuten 200m schwimmen – nichts für mich. Und die 15+ Minuten ohne Waser schaffst du das nächste Mal sicherlich!.
    Herzlichen Gruß!

    • Danke sehr! 🙂
      Hätte auch nicht gedacht, dass mir das so viel Spaß machen würde.
      Ja, normalerweise wäre das mit dem Wasser echt kein Ding gewesen. Aber wenn man sich so drauf eingestellt hat..

  2. Da ist eine Triathlon-Distanz die vielleicht auch ich geschafft hätte ohne zu ertrinken. Auf jeden Fall hätte ich genügend Wasser geschluckt um beim Laufen keines mehr zu brauchen 😀

  3. Toller Bericht, musst selber leider krankheitsbeding aussetzen für ein ganzes Jahr :/
    Dieser Beitrag motiviert mich wieder voll durchzustarten, habe jedoch Bedenken wegen meinem Kreislauf, lasse mich wohl erstmal untersuchen beim Arzt.

    Sonst wünsche ich dir weiterhin viel Spaß & Erfolg !

    Liebe Grüße

  4. Pingback: Saisonabschluss 2017 – der Kaiserstuhl-Triathlon zum Zweiten | laufkater

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