Happy Halbmarathon! Der Schwarzwaldmarathon 2016 als Comeback


Es moost, farnt, tannt und waldet grün um mich herum, dass es nur so eine Art hat. Ein kleines weißes Schildchen zeigt: „KM 9“

Ich fühle mich prima.

Ich bin zurück! 

Ich wollte es einfach wissen, wo ich so stehe, und außerdem hatte ich mit der Strecke noch eine Rechnung offen. Mein allererster Halbmarathon war nämlich ebenfalls dort. 2013. Es ging mir nicht gut bei diesem Halbmarathon. Ich war ordentlich vorbereitet, aber es sollte an diesem Tag nicht sein. Mich plagten ab Km 11 Bauchschmerzen, die Laufen zusehends unmöglich machten. Nach 2:50 kam ich damals ins Ziel – und es ging mir furchtbar. So hatte ich mir mein erstes Finish nicht vorgestellt.

2014 dann DNS – krank.

2015 mein Marathon-Debüt.

Und obwohl ich darauf nach wie vor stolz bin, hatte mich die Strecke mal wieder gekillt. Das Profil ist aber auch einfach nicht nett…

Ich zitiere hier mal die Homepage des Veranstalters: 

80% gut befestigte Waldwege, 20% Asphalt, bis ca. km 21 leicht ansteigend danach leicht fallend, jeder Kilometer gekennzeichnet.

Nun sieht das auch auf der Grafik zunächst mal recht harmlos aus:

sm-profil202015

Quelle: schwarzwaldmarathon.de

Betrachtet man das dann in der Strava-App, sieht es eher so aus, wie es sich anfühlt.

img_0864

Das Problem ist nicht der Anstieg. Der Killer ist der lange Abstieg. Beide Starts bisher (HM und Marathon) war ich den Berg ganz anständig hoch- aber nicht wieder runtergekommen.

Dieses Jahr sollte alles anders sein. Dieses Jahr wollte ich es endlich bergab mal richtig krachen lassen. (Also für meine Verhältnisse)

Dabei hatte ich dieses Jahr wegen Mr. Fersensporn so gut wie gar nicht laufen trainiert, sondern nur dieses Triathlon-Dings. Mein längster Lauf dieses Jahr war beim Stadtlauf Donaueschingen (16km) gefolgt von einem 15 km-Testlauf in der unmittelbaren HM-Vorbereitung. Anzahl Läufe pro Woche: 2-3. Hmmmm…

Nun gut. Der Plan war, zu Beginn mal so was wie einen 7er Schnitt anzupeilen, möglichst ein bisschen unter der anaeroben Schwelle zu bleiben, und dann bergab sehen, was so geht.

nicht-wach

Es war kalt. Ich war müde. Ich war dienstreisetechnisch angeplättet, ich hatte einen Hintern im Gesicht. Nun gut, ich weiß ja, dass Läufer Umkleiden grundsätzlich für überbewertet halten, aber das fand ich doch etwas… speziell … so mit 10 cm Abstand.

Genügend trinken, ein bisschen mampfen – trotz Hintern – drölf Mal Toilette und dann einlaufen. Bein Einlaufen plötzlich ein stechender Schmerz im anderen Fuß… sch…!

Der ging zum Glück so schnell, wie er gekommen war. Wohl nur die Nerven.

Dann reihte ich mich brav ganz hinten ein, obwohl ich mich dieses Mal gerne verwegen bei den 2:20-Läufern aufgestellt hätte. Aber da war kein Platz mehr. Auch hier hinten wurde ordentlich gedrängelt. Das mit dem Chip hat sich wohl noch nicht rumgesprochen.

start

So geschah nach dem Countdown auch zunächst gewohnt mal eine Weile nichts, bis sich das Feld unter dem Jubel der Zuschauer in Bewegung setzte und über die Startlinie zuckelte. Der Jubel und die Zuschauer verebbten mit Ortsausgang auch sehr schnell. Kein Wunder, bei der Kälte. Alle, die an der Strecke ausgeharrt haben um uns Läufer anzufeuern und zu unterstützen, sind Helden! Das muss hier mal gesagt sein!

Nun denn. 21 km lagen jetzt vor mir. Also los.

Es begann mit einer Überraschung. Eigentlich war ich ab Ortsausgang darauf gefasst gewesen, alleine zu laufen. Aber ich sah das Feld immer noch. Was ist das denn?

Ein vierbeiniger Pacemaker überholte, und Frauchen brauchte mehr Energie zum Bremsen als zum Laufen. Ich habe die beiden nicht wiedergesehen, trotz kurzem Boxenstopp des Pacemakers. Hammer-Kondition!

Aber ich überholte auch. Nicht häufig, nicht viele, aber ich überholte. Irre!

Dank Lauf-ABC (scheint echt was zu bringen) konnte ich am Anstieg auch ein bisschen mit der Schrittfrequenz spielen und kam ziemlich gut voran ohne mich komplett abzuschießen.

An den Verpflegungsstationen nahm ich Tee. In Bräunlingen gibt es immer Tee und mein Magen liebt ihn. Er war zwar dank der Außentemperaturen nur noch sehr mild lauwarm, aber immer noch wärmer als Wasser oder Iso.

Dann ging es endlich in den Wald. Ich mag Wald. Jeder City-Lauf kann mir hier gestohlen bleiben. Ich fühlte mich – wie eingangs erwähnt – großartig.

wald

Der Wald tröstete mich auch über die Tatsache hinweg, dass es – entgegen der Streckenbeschreibung – eben nicht nach KM 11 bergab geht. Auf dem Profil tut es das vielleicht. In der Realität wird es hier zunächst mal wellig. Das ist psychologisch eine echte Prüfung.

Wald…grün…Farn…Moos…Wald… und ab und an ein paar verwirrte Wanderer oder einzelne begeisterte Zuschauer oder großartige Streckenposten. Die badische Riesen-Flagge, die einer der Posten als Wegweiser schwenkte, war wirklich ganz großes Kino! 😉

Ab KM 12 geht es dann wirklich bergab. Aber so was von. Ich kesselte ohne Rücksicht auf Verluste downhill und lief mit einem fetten Grinsen in Unterbränd ein, vorbei an der Blaskapelle und mit nur einem kurzen Tee-Tank-Stopp.

Beine und Pumpe signalisierten: Da geht noch was! Und ich hatte das Gefühl, bergab zu fliegen. Ich lief streckenweise sogar unter 6er Pace, und das ist für mich verdammt schnell. Ich hatte daher leider auch keine Zeit, den idyllischen Kirnbergsee zu fotografieren. Ich wollte den Flow nicht unterbrechen. Denn endlich flowte es mal.

Leider meldete sich langsam mein linkes Knie – genauer gesagt: die umliegende Muskulatur – so ab KM 15. Lauter meldete es sich dann ab KM 18, wo ich mir mit einer Dame ein Überhol-Gefecht lieferte, sie dann aber schließlich ziehen lassen musste. Immer noch sammelte ich vereinzelt Läufer ein. Jetzt schossen aber auch die führenden Marathonis schon durch. Besonders schön war es, dass ich Lars von trailfieber.de noch anfeuern konnte, der als Gesamt 5er mit neuer PB deutlich unter der 3 Stunden-Marke ins Ziel rauschte. Wahnsinn!

Das Knie maulte allerdings immer lauter. Ich erzählte ihm jedoch, dass es sich nun wirklich nur noch um lumpige 2km handelte, die ich zur Not einbeinig hüpfen würde.

Mein Wunschziel war unter 2:30. Das würde ich jetzt auch noch erreichen, wenn ich nur noch gehen könnte. Noch lief ich aber, und hatte nicht vor, das zu ändern.

Ortsschild.

Nicht – aua – mehr – aua – weit – aua – jetzt!

Eine Dame, die ich kurz zuvor noch überholt hatte, schoss in einem spektakulären Zielsprint an mir vorbei. Nun gut.

Mit 2:23:30 und damit neuem persönlichen Streckenrekord passierte ich überglücklich die Ziellinie. YES!!!

Länger hätte die Strecke nicht sein dürfen, aber das war sie ja auch nicht. 🙂

Die einzige Enttäuschung nach dem Lauf war der Kuchen. Ich liebe ja die selbstgebackenen Kuchen nach den Läufen. Ich weiß auch, dass dämliche Auflagen das den Vereinen zusehend schwerer machen. Ich kann verstehen, dass man daher einen Bäcker oder ein Café beauftragt hat. Aber diese Donauwelle war doch sehr… synthetisch und brachte mir auch nicht den erhofften Zuckerflash. Naja, was soll’s.

donauwelle

Und heute? Es geht mir gut. Die Muskulatur am linken Oberschenkel ist noch etwas beleidigt, und der Fersensporn meldet sich vielleicht so ganz leise. Aber das sind alles normale Abnutzungserscheinungen.

Ich bin zurück! 🙂

Vielen Dank für diesen großartig organisierten Lauf, vor allem an die tollen Helfer!

Und das Streckenprofil hab ich schon wieder verdrängt… bis nächstes Jahr dann bei KM 11. 😉

 

 

 

 

32 Kommentare zu “Happy Halbmarathon! Der Schwarzwaldmarathon 2016 als Comeback

  1. Welcome Back !

    Gratulation auch hier noch einmal und Glückwunsch zur PB !

    Mal schauen ob ich Sonntag 1. starten und 2. auch mit einer PB antworten kann 😉

    Viele Grüße

    Andy

  2. Toll, zu gerne hätte ich dich auch angefeuert oder als Sprecher im Ziel begrüßt. Unser Schiff fuhr jedoch nicht über Bräunlingen.

  3. Happy An- und Abstieg! Kommen Sie doch mal zum Roßkopflauf – ich bringe auch eine Puddingbrezel mit.

    Dieses Jahr hat es mir zeitlich nicht gereicht in Bräunlingen. Aber nächstes Jahr mche ich auch mit.

    Herzlichen Glückwunsch zum Lauf und zum Durchhalten! Herrlich zu lesen – ich habe Tränen gelacht.

    Gruß aus dem Breisgau!

  4. Gratulation 🙂

    Ich erkenne auch Einiges wieder:
    – Frau mit Vierbeiner
    – „einzelne begeisterte Zuschauer“ -> ich bei KM 3, 10 und in Waldhausen
    – Dame mit spektakulärem Zielsprint -> meine Kollegin
    – den im Ziel überglücklichen Lars Schweizer mit Bestzeit

    Nächstes Jahr dann hoffentlich mit mir auf und nicht neben der Strecke.

    • Danke! Auf jeden Fall sieht man sich im nächsten Jahr auf der Strecke!
      Der Zielsprint war echt beeindruckend, zumal ich die Dame einige Meter zuvor recht mühelos überholt hatte.

  5. Moment mal – du willst nächstes Jahr auch nur den Halben laufen? 😉
    Hört sich doch nach einem netten und familiären Lauf an, wäre da nur nicht diese Fahne 😉

    • He, die Fahne muss! Er hat mir auch versprochen, nächstes Jahr das Badner Lied zu singen. 🙂
      Mal sehen, welche Distanz ich im nächsten Jahr angreife. Zumindest werde ich mich nicht absolut auf den Marathon versteifen. Das kommt ganz auf meine Verfassung an.

  6. Pingback: Lieblingsblogs Folge 37 - Coffee & Chainrings

  7. Ich finde es super, dass du die Strecke nochmal angegangen bist und ihr den Stinkefinger zeigen konntest 🙂 Und auch wenn die Donauwelle am Ziel vorbei geschossen ist, bist du am Ziel angekommen und das noch in einer super Zeit.

    LG Katrin

  8. Herzlichen Glückwunsch zum Laufcomeback und zum Pulverisieren des persönlichen Streckenrekords! Notiz an dich: Beim nächsten Mal selbstgebackenen Kuchen in der Tupperdose mitbringen … 😉

    Liebe Grüße,
    Anne

  9. Hallo Christiane,

    Glückwunsch zum gelungenen Comeback! Wenn man das so liest, klingt es gar nicht nach einer so langwierigen Verletzung. Das ist sich doch alles gut ausgegangen.
    Das Streckenprofil hat es in sich, aber nett dass es am Ende zumindest runter geht. Das würde mir auch gefallen.

    Grüße!

    • Vielen Dank!
      Naja, ein Jahr schleppe ich das Ding jetzt rum, und ganz weg ist es nicht, aber ich hab’s gut im Griff im Moment.
      Gerade die lange Abwärts-Passage ist zwar am Anfang ziemlich geil, aber auf Dauer doch ein echter Knie-Killer. Ich muss wohl noch mehr Krafttraining machen.
      Grüße über den Teich!

  10. Na herzlichen Glückwunsch zu diesem gelungenen neuen Versuch. Als ich Deine Seite entdeckte, war ich im ersten Moment erschrocken. Der Titel deutete mit an, dass es hier um eine mögliche neue Sportart geht. „Laufen im alkoholisierten Zustand“. 🙂

    Na zum Glück war es dann doch nicht so. Wünsche Dir weiter gute Erfolge und beim nächsten Mal eine bessere Donauwelle!

    • Hihi… 🙂
      Der Kater besäuft sich höchstens mit laktosefreier Milch. Aber da schluckt er schon ordentlich was weg.
      Vielen Dank für die guten Wünsche! Das mit der Donauwelle liest hoffentlich der Veranstalter. 😉

  11. Pingback: Der Hoka One One Clifton 3 – ganz schön geschmeidig! | laufkater

  12. Pingback: Lieblingsblogs Folge 37 - Coffee & Chainrings - über Mountainbike, Rennrad und Ultracycling

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