Saisonabschluss 2017 – der Kaiserstuhl-Triathlon zum Zweiten


Der Triathlet an sich bestreitet nicht einfach seinen letzten Wettkampf im Jahr, der Triathlet hat „Saisonabschluss“ bevor es in die „Off-Season“ geht. Traditionell ist das in unseren Breiten spätestens September, weil kalt. Es sei denn, man hat sich für Hawaii qualifiziert. Dann muss man mit der Off-Season noch ein bisschen warten. Hab ich aber nicht. Insofern habe ich meine Triathlon-Saison letztes Wochenende – wie auch im Jahr zuvor – ganz offiziell beim Kaiserstuhl-Triathlon beendet. 

Wie ich ja schon in meinem Bericht über den Breisgau-Triathlon erwähnt habe: Es hat seine Vorteile, wenn man ein Rennen das zweite Mal macht. In diesem Fall eher nicht so. Das Orga-Team hatte dieses Jahr einiges verändert. Vermutlich war der neue Bike-Park eigentlich eine Verbesserung. Mich hat er verwirrt. Aber nun der Reihe nach.

Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal bei einem Wettkampf meine Familie mit dabei. Das fand ich total schön, brachte aber auch ein paar Herausforderungen mit sich. Ich war zum Glück schon immer gut in Tetris, denn einen Kinderwagen, zwei Erwachsene, ein Baby, ein Rennrad und komplette Wettkampfausrüstung IN einem Auto ohne Fahrradträger zu verstauen, das braucht schon ein bisschen Können.

Wir fuhren los. Trossingen: 4°C. Nun, Ihringen ist ja der wärmste Ort Deutschlands. Also, kein Grund zur Sorge. Nach Freibad fühlte ich mich definitiv nicht. Freiburg: 10°C. Ähm… Ihringen: 11°C. So viel zum wärmsten Ort Deutschlands. Ich war mir nicht sicher, ob ich da wirklich Lust auf Triathlon hatte.

Der Plan war, erst die Startunterlagen abzuholen, das Rad einzuchecken und dann zu meinen ortsansässigen Schwiegereltern zu fahren. Die Realität bestand erst mal aus Suchen – die Startunterlagen gab es ganz woanders als im Vorjahr – und der Feststellung, dass ich mein fix und fertig ausgeladenes und wieder zusammengebautes Rad erst über eine Stunde später einchecken sollte. Wollte ich das jetzt wirklich wieder ins Auto stopfen? Oder einfach im Freibad anschließen. Hmmm…

Also Familie ins Auto gepackt und selbst mit dem Fahrrad hinterher. Zählt als Warmup.

Nach dem Mittagessen dasselbe wieder Retour. Zum Glück schreckt mich das Fahren mit Sporttasche jetzt nicht mehr. Spaß macht es aber auch nicht.

Wo geht’s denn hier zum Check-in? Das war die große Frage. Mein Rad und ich irrten eine Weile durchs Freibadgelände. Unter Absperrbändern durch, dann doch ums Becken herum… Vielleicht war es irgendwo ausgeschildert, aber ich habe es nicht gesehen. Kaum hatte ich mein Rad aufgehängt, begannen die Kampfrichter bereits, uns aus der Wechselzone zu werfen. Grund: Start der Elite.

Wechselzone

Halt mal! Ich hatte noch gar nichts gerichtet! In aller Hektik warf ich irgendwie meine Rad- und Laufschuhe auf ein Handtuch, ehe ich mit Nachdruck aus der Wechselzone gewiesen wurde, um dann noch eine geschlagene Viertelstunde auf den Start der Elite zu warten. Na super. Da hätte man vielleicht noch einen kleinen Puffer lassen können.

Ich bewunderte ein bisschen die Elite-Jungs beim Schwimmen, bevor ich mir ein Plätzchen zum Abhängen suchte. Kurz konnte ich dann mit Ankunft meiner Familie noch mein Glücksbärchi (Baby) knuddeln, ehe ich mich startklar machte. Mit dem Ablegen der äußeren Schicht wartete ich nämlich fast bis zur letzten Minute. Auch wenn die Sonne jetzt draußen war, war es doch noch immer kühl. Das Wasser hatte immerhin 22°C. Ich glaube, sonst wäre ich nicht gestartet.

Schwimmen Elite

Kaum hatte ich mich zum Einschwimmen begeben, wurde ich auch schon groß angekündigt. Ich müsse sicher eine herausragende Schwimmerin sein, weil ich unter dem Banner des Ute-Mückel-Teams starte. Neiiiiiiiiiiiin!!! Ja toll, also gar kein Druck jetzt. Ich fühlte mich sowieso total fehl am Platz, weil ich als Inhaberin eines Startpasses nicht im Jedermann-Feld, sondern in einer gesonderten Lizenz-Gruppe starten musste.

Ich teilte mir die Bahn mit einer Dame aus der W50. Sie sei auch keine so gute Schwimmerin, meinte sie, und sie habe bisher nur ein paar Mitteldistanzen gemacht. Ja…

Kaum war das „GO“ verhallt, war sie auch schon am anderen Ende der Bahn. Dreimal dürft Ihr raten, wer als vorletzte vor der M70 das Becken verließ? Genau… die „herausragende Schwimmerin“. Ich war total verkrampft. Zum einen war das der Kälte geschuldet, zum anderen dem Druck. Das waren echt lange 200m.

 

Fahrrad

Gut. Abhaken. Ab zum Fahrrad. Weil ich keine Lust auf Frieren hatte, nahm ich mir die bei einem Supersprint eigentlich unverzeihliche Zeit, noch ein Radtrikot überzuziehen. Losstrampeln und erst mal warm werden. Dieses Jahr gab es eine weitere Änderung gegenüber dem Vorjahr: Windschattenverbot. Darüber war ich allerdings echt froh, denn Windschatten kann ich nicht. So würde es auch kein fieses Geknubbel an den zwei 180° Wendepunkten geben. Das ist die Hauptschwierigkeit der ansonsten total flachen Strecke. Komplett runterbremsen, wenden, wieder antreten. Nicht nett. Das war aber noch das kleinste Problem. Viel schlimmer war, dass ich nach Absolvieren meiner zwei Runden den Radausstieg nicht fand. Letztes Jahr war man nach Runde zwei einfach durch den großen blauen Zielbogen gefahren. Den gab es auch dieses Jahr. Allein, man durfte ihn nicht durchfahren. Wozu ein Bogen, wenn man nicht durchfahren darf? Ein Helfer winkte mich hektisch um die Kurve. Will der mich jetzt auf die 3. Runde schicken? Ich kapierte gar nichts. Hatte schon ausgeklickt, stand fast. Ich eierte um die Wende, völlig orientierungslos, und schrie eine unbeteiligte Zuschauerin an: „Verdammt! Wo ist der Radausstieg!“ Das ist eigentlich nicht so meine Art. Aber mein Puls war am Anschlag und mein Hirn nur auf Rennen programmiert. Sie wies vage in eine Richtung, ein paar Meter weiter. Mit Hilfe eines Helfers wurde ich irgendwie unter einem Absperrband durchgelotst, kollidierte fast mit einem Teilnehmer, der gerade auf sein Rad aufsteigen wollte, und war einfach nur sauer. Angeblich war es wohl irgendwie beschildert. Aber im Ernst: Wenn der Puls am Anschlag ist und das Hirn auf Adrenalin, dann helfen nur entweder große, freundliche, einfach zu verstehende Hinweisschilder oder entsprechend aufmerksame gut sichtbare Helfer. Laut meiner besseren Hälfte war ich wohl auch nicht die einzige, die da in der Gegend rumgeeiert ist. Da gibt es großes Verbesserungspotential. Daher schrie ich für alle Fälle auch gleich die Helferin in der Wechselzone an, wo es denn jetzt bitte zur Laufstrecke geht. Das hätte ich ja durchaus auch gerne vor dem Start ausgecheckt, wenn man uns nicht so früh aus der Wechselzone geworfen hätte.

Gut. Egal. Das Trikot behielt ich an. Mir war immer noch kalt. Zum Laufen war das Wetter jedoch ideal. Endlich groovte ich mich ein bisschen ein. Es lief. Obwohl sich ein Staffelteilnehmer am Straßenrand lautstark erbrach, fing ich an, mich gut zu fühlen. Auch hier war ich kurz verwirrt, weil die Strecke ebenfalls von einer Pendelstrecke auf eine 2 Runden-Strecke geändert worden war. Hier kapierte ich aber glücklicherweise alles. Zweimal kam mir der M70-Mann entgegen. Wir winkten uns jedesmal zu. Ich glaube, wenn man in der M70 noch startet, hat man alles richtig gemacht.

Eigentlich wäre ich ja gerne publikumswirksam mit meinem Baby ins Ziel gelaufen, aber ja nun… Babylein hatte sich entschlossen, Mamas ganzen heroischen Wettkampf zu verschlafen. So musste ich mit meiner besseren Hälfte vorlieb nehmen. Auch nicht schlecht. 😉

Kurz nachdem ich mich mit wohlverdientem Kuchen eingedeckt hatte, musste dann das Rennen unterbrochen werden. Ein Teilnehmer war auf der Strecke mit Herzproblemen mitsamt Rad kollabiert. Nicht schön. Ich hoffe, dass es ihm mittlerweile wieder gut geht.

Das hatte zur Folge, dass sich der Zeitplan fast um eine Stunde verschob. Hart für die Helfer. Und für mich auch nicht so toll, denn es stellte sich heraus, dass ich zur Siegerehrung bleiben musste. Mangels anderer W40-Lizenz-Starterinnen hatte ich nämlich meine AK gewonnen. An und für sich schön, aber es wurde kalt und spät. Als die Siegerehrung dann endlich losging, erfuhr ich, dass eine Teilnehmerin ihren Preis schon längst geholt hatte und abgereist war. Hätte ich das gewusst, wäre mir und meiner Family einiges an Stress erspart geblieben.

Als Preis bekam ich – wie es sich im Kaiserstuhl gehört – eine Flasche Wein. Als ich jedoch meinte, ich müsste die leider da lassen, weil ich meine Familie mit dem Auto vorgeschickt hatte, und keine Ahnung, wie ich auf dem Rennrad eine Flasche Wein transportieren sollte, bekam ich noch eine Sporttasche dazu. Das fand ich nett.

Dann aber nichts wie weg, bei den Schwiegereltern noch ein Stück Zwiebelkuchen verdrückt, Auto wieder befüllen (Tetris 2.0) und heim.

Im Vergleich zum Vorjahr war ich übrigens kein Stück schneller. Beim Schwimmen schon, beim Laufen auch, aber der verkrachte Radwechsel hat dies leider wieder komplett zunichte gemacht. Hätte nicht sein müssen, aber nun gut. Wenigstens bin ich gesund durchgekommen. Das ist immer das Wichtigste.

Vielen Dank an die vielen superfreundlichen Helfer!

Und eine Bitte an die Orga: Ihr macht da wirklich einen super Job. Aber stellt nächstes Jahr bitte große freundliche Schilder auf. Gelb. Und zieht den Helfern Warnwesten oder leuchtende T-Shirts an. Danke!

 

 

 

8 Kommentare zu “Saisonabschluss 2017 – der Kaiserstuhl-Triathlon zum Zweiten

  1. Sagen wir mal so, wer Ende September in Deutschland noch einen Triathlon-Wettkampf macht, der hat sie nicht mehr alle 🙂 🙂 🙂 🙂
    Ernsthaft, das ist für mich auch oft ein Dilemma. Da investieren die Helfer unendgeldlich ihre Freizeit, und da haben sie dann eigentlich nur nette Worte zu erwarten. Geht aber nicht, bzw. geht nicht, wenn es mal schief läuft.
    Beispiele:
    – Wildpinkler werden disqualifiziert, aber keiner weiß wo das Dixi steht.
    – Cola an der Verpflegungsstation – Wasser, wir haben nur Wasser, oooops, ist uns ausgegangen
    – Meine Frau kennt den Abstand zu avon nicht? Warum bist Du überhaupt hier?
    – Mein Favorit, Wechselzone 07:03. Öffnung war für 07:00 ausgeschrieben, dummer Kommentar vom Kampfrichter: „Was will der denn so früh schon in der Wechselzone?“ Argghhhhhhh.
    … und so weiter.
    Dann viel Spaß in der off und immer dran denken, wer Ende September in Deutschland noch einen Triathlon-Wettkampf macht, der hat sie nicht mehr alle 🙂 🙂 🙂 🙂

  2. Brrrr – bei den Temperaturen Triathlon 🙂
    Mir waren die knapp 7° am Start des Einstein-Marathon schon „etwas zu frisch“ – auch wenn das Wetter und überraschenderweise auch meine Leistung dann doch besser wie befürchtet waren (Ich sag nur 21+10 statt „nur“ 17und4….)

    Viele Grüße

    Andy

    • Meine Motivation hielt sich da auch in Grenzen. Zum Laufen finde ich kühl ok, aber wenn man nass wird… Brrrr!
      Schön, dass es bei Dir mit dem Laufen wieder besser geht. Bin Mi. bis Fr. übrigens in Obermarchtal. Ich winke rüber.

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