Freiwasser-Schwimmen für Rookies


Wie ich ja schon in meinem letzten Schwimm-Tipps-Beitrag angekündigt habe, kommt hier ein Freiwasser-Special 😉

Algen, schlechte Sicht, Strudel, dunkle Tiefen, rätselhafte Lebewesen, Haie, plötzlich auftauchende Wasserleichen oder das Ding aus den Sümpfen… das ist vermutlich nur ein Bruchteil der Dinge, die sich der ein oder andere ausmalt, der mit einem flauen Gefühl ans Freiwasser-Schwimmen denkt. Mit ein paar Tricks und regelmäßigem Training kann aber das freie Gewässer genau so dein Freund werden, wie die hübsch gleichmäßig ausgeleuchtete Kachellandschaft des Schwimmbads.

Ich habe den Vorteil, am Bodensee aufgewachsen zu sein. Ich kenne praktisch nichts anderes. Dennoch kann ich viele Ängste und „IIIIH!-Momente“ durchaus nachvollziehen. Auch ich bin nicht begeistert, wenn irgendetwas Undefinierbares plötzlich meinen Fuß streift…

Dass wir uns im freien Gewässer oder auch im tieferen Hallenbadbecken unwohl fühlen ist ja zunächst einfach nur Überlebensinstinkt. Obwohl wir Menschen zu einem Großteil aus Wasser bestehen, kann uns dieses Element in Überdosis (innerlich wie äußerlich) umbringen.

Daher auch mein Tipp Nr. 1: Safety first!

Auch wenn deine Instagram-Timeline dir massenweise Bilder vom morgendlichen Schwimmen in unberührter Natur durch leicht aufsteigenden Nebel serviert – tu es nicht. Du willst nicht unter die Kategorie „Famous last Selfies“ fallen.

Such dir einen als solchen ausgewiesenen Badesee mit Bojen und möglichst Badeinsel .

Es mag zwar wesentlich cooler und romantischer sein, in unberührter Natur zu schwimmen, aber hier lauern ein Haufen handfester Gefahren:

  • Du weißt nicht, wie der Untergrund beschaffen ist. Du möchtest nicht in ein rostiges Gitter oder altes Fahrrad treten, das ein liebevoller Mitmensch hier entsorgt hat.
  • Brütende Vögel sollte man sowieso in Ruhe lassen. Wenn Du mal mit einem brütenden Schwan konfrontiert wurdest, weißt du auch, warum. Der weiße Hai ist nix dagegen.
  • Wasserpflanzen können tatsächlich in großer Menge durchaus gefährlich werden.
  • Schifffahrtslinien oder entfesselte Windsurfer sind auch nicht so cool.

Offizielle Badestrände werden regelmäßig kontrolliert, brütende Vögel gibt es hier nicht und übermotivierte Wasserpflanzen werden abgemäht und Schiffe und Surfer dürfen keine rein.

Tipp Nr. 2: Lass es langsam angehen

Niemand verlangt sofort 3,8km quer durch den See. Vielleicht schwimmst du erst mal bis zur Badeinsel. Das nächste Ziel könnte sein, eine oder mehrere Runden um die Badeinsel zu schwimmen. Dann vielleicht an den Bojen entlang… Oder schwimm einfach zunächst immer parallel zum Ufer wo das Wasser gerade noch so tief ist, dass du dich zur Not hinstellen kannst.

All diese Objekte – einschließlich Ufer – bieten Orientierungspunkte und können auch dazu dienen, sich eine Pause zu gönnen. Bojen sind dazu eher bedingt geeignet, tun es zur Not aber auch.

Tipp Nr. 3: Informiere dich über deinen See/dein Gewässer

Hast du es mit einem natürlichen See zu tun, hat der meist ein eher flach abfallendes Ufer. Es kann also sein, dass du erst mal eine Weile herumwaten musst, bist du in schwimmbare Tiefen kommst. Bei künstlichen Seen, z.B. Baggerseen sieht das häufig anders aus. Hier fällt das Ufer oft sehr steil ab, was für einen gehörigen Schreck sorgen kann, wenn man erst mal ins Leere tritt.

Flüsse bergen noch ganz andere Tücken. Ist die Strömung stark oder schwach? Führt der Fluss gerade viel oder wenig Wasser? Noch mehr als bei Seen muss man bei Flüssen wirklich auf ausgewiesene Schwimmzonen achten.

Tipp Nr. 4: Ausrüstung hilft

Ausrüstung kann helfen, individuellen Problemen erst mal aus dem Weg zu gehen.

Wer es nicht ertragen kann, nicht zu sehen, wo man hintritt, kann sich mit Schwimmschuhen aus Neopren wesentlich wohler fühlen. Reduziert zwar den Coolness-Faktor, aber was soll’s.

Wer die Vorstellung nicht aushält, von Wasserpflanzen antentakelt zu werden, sollte soviel Haut wie möglich bedecken. Entweder hat man sowieso einen Neo, oder zumindest als Frau einen durchgehenden Badeanzug. Aber der Tri-Suit tut’s auch. Badekappe und Schwimmbrille verhindern Algen im Haar. Ein Neo ist auch dahingehend sinnvoll, dass er für Auftrieb sorgt und Sicherheit vermittelt.

Eine ebenfalls ganz sinnvolle Investition – vor allem wenn man ohne Begleitung unterwegs ist, ist eine Schwimmboje. Ich nutze z.B. die hier  (Ich verdiene nichts am Klick):

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Man zieht sie an einem Bauchgurt hinter sich her, und merkt eigentlich gar nicht, dass sie da ist. Neben der zusätzlichen Sicherheit, weil man sich dranhängen kann, erhöht sie natürlich auch die Sichtbarkeit enorm. Außerdem kann man darin seine Wertsachen wasserdicht verstauen. So hat man immer seine eigene Badeinsel dabei, auch wenn sie offiziell natürlich keinen Schutz vorm Ertrinken darstellt.

Tipp Nr. 5: Natur und so

Sei versichert: Fische – selbst dackelfressende Killerwelse – sind scheue Gesellen und verschwinden in der Regel, wenn ein Mensch auftaucht. Ausnahme sind zahme Karpfen, aber du wirst ja nicht im Karpfenteich schwimmen gehen. Dasselbe gilt für Wasservögel. Vorsicht ist nur bei Schwänen geboten. Aber selbst streitlustige Exemplare scheuen den Betrieb in einem vollbesetzten Strandbad und von einem Massenstart beim Triathlon brauchen wir da gar nicht reden.

Wasserpflanzen tun in der Regel auch nichts, außer kitzeln. Nur wenn das Feld sehr dicht wird – was in einer Badezone allerdings nicht der Fall sein dürfte – sollte man kehrt machen, denn die Kerle sind zäh, und wenn sie sich mal wirklich um den Fuß wickeln sollten, ziehen sie einen zwar nicht in die Tiefe aber können Panik auslösen. Und das wollen wir vermeiden.

Tipp Nr. 6: Hilfe, ich kann nichts sehen!

Das ist in der Tat eine der unangenehmeren Begleiterscheinungen des Freiwasserschwimmens. In vielen Seen ist die Sicht extrem schlecht, und man weiß nicht, ob das formlose Gebilde, das da unter einem liegt, ein Stein, ein Killerwels, Swamp-Thing oder nur ein alter Autoreifen ist. Die Sicht sagt zunächst mal nichts über die Wasserqualität aus, sondern kann mit verschiedenen Faktoren zusammenhängen, z.B. ob der Untergrund eher schlammig oder steinig ist.

Hier hilft nur: üben.

Mir hilft es in solchen Fällen, einfach mal tief durchzuatmen und mich ganz auf meine Schwimmtechnik und das Wassergefühl zu konzentrieren. Im Wettkampf selbst kommt man eigentlich nicht dazu, über solche Dinge nachzudenken, sondern ist mehr damit beschäftigt, auf Kurs zu bleiben (wobei dir der See- oder Flussboden sowieso nicht hilft).

Wenn du nicht zu der Sorte Schwimmer gehörst, die eine so saubere Technik haben, dass sie schnurgerade schwimmen, dann musst du sowieso alle paar Züge mal den Kopf über Wasser heben und dich orientieren. Und ein paar Züge trockenhaarschwimmen sind keine Schande.

Tipp Nr. 7: Meer

Für das Meer gelten nochmals ganz andere Gesetze (Gezeiten, Strömungen…). Da fühle ich mich wenig kompetent. Aber auch hier gilt: Wer in einer offiziellen Badezone unterwegs ist, riskiert wenig.

Was sind Eure ultimativen Freiwassertipps? Oder auch Ängste, die ich vergessen habe, hier zu erwähnen? Ansonsten wird es ja hoffentlich bald mal wärmer und die Outdoor-Badesaison kann kommen!

3 Kommentare zu “Freiwasser-Schwimmen für Rookies

  1. Ich bin auch gerade am Überlegen mir eine Schwimmboje zu kaufen. Schliesslich sollte ich dieses Jahr relativ früh mit ein paar Freiwassereinheiten starten – ist ja nicht mehr lange hin bis zum „Märchenschloss“

  2. Endlich hat es mit der ersten Einheit im Baggersee geklappt. Ich hatte zwar keine Schwimmboje, aber 3 „persönliche Rettungstaucher“ die plötzlich im See auftauchten *lach*

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