Es muss nicht immer Mehrwert sein – Gedanken übers Bloggen


Heute begebe ich mich mal auf die Meta-Ebene. Nein, dass ist leider kein idyllisches Hochplateau irgendwo in Griechenland. Es hat auch eher nur bedingt mit Metaxa zu tun – außer vielleicht, man gewinnt nach ein paar Gläsern desselben tiefe Einsichten in das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Nein *Klugscheißermodus ein*, die Meta-Ebene ist die Ebene, auf die wir uns begeben, wenn wir das eigene Tun überdenken. Wenn also ein Blogger übers Bloggen bloggt. *Klugscheißermodus aus*Eigentlich hab ich’s nicht so mit der Meta-Ebene. Ich bin mehr fürs Praktische. Aber manchmal bleibt es ja doch nicht aus, dass ein Teil  des Hirns sich mit der Frage beschäftigt, was ich da eigentlich mache.

Vor knapp 2 Jahren ist „laufkater“ entstanden. Mehr oder weniger aus einer spontanen Laune heraus und als Ventil für mein unbegrenztes Mitteilungsbedürfnis. Ich hab immer schon gerne geschrieben, und ich hab gerne Laufberichte gelesen. Ein eigener Blog schien da eine gute Idee. Vollkommen planlos – wie meistens – stürzte ich mich also in das Unternehmen, und wundere mich seitdem, was sich daraus so entwickelt hat. Z.B., dass es ernsthaft Leute gibt, die gerne lesen, was ich schreibe. Das motiviert natürlich. Und dass es namhafte Firmen gibt, die Interesse an einer Zusammenarbeit haben, wie z.B. Brooks an vorderster Front, aber auch Hoka One One, CEP, Eucerin… von den ganzen merkwürdigen Angeboten, auf die ich gar nicht weiter eingegangen bin, mal abgesehen.

Auch das motiviert. Und mit der Motivation wächst natürlich der Ehrgeiz, das, was ich da tue, auch gut zu machen.

Und so lese ich gelegentlich eben auch Blogs über Bloggen, über die Do-s und Don’t-s, darüber, wie viel so ein Blogpost wert ist, wie man seine Reichweite vergrößert, usw. Ein Schlagwort was mir dabei immer wieder begegnet ist, ist „Mehrwert“.

Und mir stellt sich die Frage, was ist das eigentlich, dieser Mehrwert? Mir als ökonomisch ziemlich ignorantem Wesen, ist auch immer noch nicht klar, was der Mehrwert in der Mehrwertsteuer eigentlich ist, außer, dass das Produkt teurer, und damit „mehr Wert“ ist. Wobei das vermutlich nicht so ganz die korrekte Interpretation ist, aber damit kann ich leben.

Beim Bloggen scheint es wohl darum zu gehen, dass man nicht nur von sich erzählen, sondern den Lesern einen Mehrwert bieten soll, damit es für sie auch relevant ist, was sie da lesen.

Soll mein Ehrgeiz also darin liegen, meine Leser jedes Mal ein Stück schlauer zurück zu lassen? Dann hab ich das ja jetzt schon erfüllt. Immerhin wissen jetzt alle, dass die Meta-Ebene nicht in Griechenland liegt.

Aber ehrlich gesagt, finde ich das ziemlich vermessen. So unbegrenzt wissend bin ich nun auch nicht, als dass ich die Menschheit mit jedem meiner Ergüsse ein Stück weit schlauer machen könnte. Mir fehlt auch schlichtweg die Qualifikation. Ich bin weder Trainer, noch Spitzenläufer, noch Arzt oder Sportartikelhersteller. Was für unglaubliche Einsichten, die andere Läufer echt weiterbringen könnten, soll ich also haben?

Klar, ich kann Produkte testen und damit jenseits der kommerziellen Werbung ein subjektives Urteil darüber abgeben, ob das Ding das hält, was es verspricht. Aber wo liegt hier genau der Mehrwert? Nur weil mir etwas gefällt, muss es einem anderen noch längst nicht gefallen. Und nur weil ich ein Produkt doof finde, muss es nicht allen anderen auch so gehen. Natürlich kann ich ein paar objektive Dinge feststellen, hinsichtlich Haltbarkeit und Verarbeitung z.B. aber das war’s dann auch.

Dennoch werden meine Produkttests viel gelesen, und auch ich lese gerne die Testberichte anderer Blogger. Denn gerade bei Blogs, die ich schon eine Weile verfolge, meine ich zu wissen, ob der andere Schreiberling ähnlich tickt wie ich. Wenn also Blogger X mir sympathisch ist, und Produkt Y gut findet, besteht eine große Chance, dass es mir ebenfalls gefallen könnte.

Hin und wieder kann ich über mein Training berichten, und vielleicht  damit Denkanstöße für andere schaffen. Vielleicht ist das dann auch Mehrwert.

Ich glaube, das mit dem Mehrwert ist eine sehr individuelle Sache. Und ich habe auch keine Lust, krampfhaft nach irgend einem potentiellen Mehrwert zu suchen, wenn ich einen Blogbeitrag verfasse. Häufig weiß ich am Anfang eines Posts noch gar nicht, was am Ende dabei herauskommt.

Neulich stieß ich auf den Beitrag eines von mir sehr geschätzten Bloggers, Eddy, der zur Zeit verletzt ist, und aber meinte, dass seine langsamen Fortschritte ja wohl niemanden interessieren, und er lieber was anderes postet, was seine Leser weiterbringt. Klar. Kann er machen, ist ja sein Blog. Mich hätten seine Fortschritte mehr interessiert.

Ich lese auch gerne einfach ganz persönliche Berichte von anderen Läufern, ohne dass für mich direkt verwertbare Informationen dabei rausspringen. Ich freue mich an Laufberichten, Anjas tollen Fotos, und auch an  Volkers Texten von ganz gewöhnlichem Training, an Margittas manchmal fragmentarischen poetischen Gedankenfetzen, an Christians Naturimpressionen – um nur ganz wahllos einige zu nennen. Und weil ich das gerne lese, hat es für mich einen Mehrwert, auch ohne dass dieser explizit in Worte gefasst wird.

Mir ist wichtig, dass ein Blogger authentisch ist, und seine Texte selbst verfasst. 1 zu 1 kopierte Pressemitteilungen finde ich grauenhaft, auch wenn sich hübsch aufbereitet sind, und nicht – wie unlängst gesehen – noch das Wort PRESSEMITTEILUNG S.2 VON 3 völlig unvermittelt im Fließtext auftaucht. Das finde ich dann extremst peinlich. Egal wie umwerfend innovativ die Informationen darin sein mögen, da hab ich keinen Bock drauf.

Das ist auch der Anspruch, den ich an mich und mein Schreiben stelle. Ich will mich nicht verbiegen, um irgendwelchen Suchmaschinen-Ansprüchen oder Mehrwert-Diktaten zu genügen. Ich blogge, weil es mir unglaublich viel Spaß macht, und Motivation für mein Lauftraining bringt. Wenn dann der ein oder andere Mehrwert für mich rausspringt – in Form von Kooperationen oder Testprodukten – dann freut mich das, und wenn es für meine Leser einen gibt, dann freut mich das ebenfalls. Wie dieser Mehrwert aber individuell beschaffen ist, liegt nicht in meiner Hand.

Wie haltet Ihr’s?

 

 

34 Kommentare zu “Es muss nicht immer Mehrwert sein – Gedanken übers Bloggen

  1. schwierig zu beantworten.Mir gefällt es,dass du dich mit Dingen, die ich sonst nicht mal richtig wahrnehme, intensiv und mit Hingabe beschäftigst, wenn ich manches danach immer noch nicht verstehe (z.B. bei Bekleidung, Ernährung)

  2. Liebe Christiane,

    ich suche diesen Mehrwert zumindestens in der komerziellen Form nicht, ebenso wenig ist es mein Bestreben meine Leserschaft schlauer zu machen.

    Mir geht es ganz konkret um die persönliche Ebene. Ich möchte mit meinem Blog die Leidenschaft fürs Laufen in meinem ganz eigenen Sinn vermitteln. Das ist zugegebener Weise natürlich auch eine Form der Selbstdarstellung. Aber das macht wohl auch ein jeder der bloggt.

    Ohne Eddy kritisieren zu wollen, wenn er meint, dass sein eigenes Läuferleben, in diesem Fall der Wiedereinstieg ins Laufen nicht interessiert, dann weiß ich nicht warum ich noch einen Laufblog schreiben sollte. Tipps, Motivationssprüche, Tests und dadurch auch eine gewisse Form der Werbung gibt es an jeder Ecke. Darauf habe ich beim Bloggen keinen Bock. Was nicht heißt, dass auch ich mal über ein Produkt schreibe, wenn es mich ganz besonders anspricht oder ganz besonders ärgert.

    Wie überall im Leben, jeder soll es halten wie er will. Aber recht anonym gehaltene Blogs, wo mit Tipps und Tralala nur so umsich geschmissen wird, sind für mich leblos und uninteressant. Mich reizt es Menschen kennenzulernen, deren läuferisches Tun zu verfolgen und auf diese Weise meinen Horizont zu erweitern.

    Ich möchte Begeisterung spüren, ich möchte mich über Erfolge mitfreuen und bei Misserfolgen und Verletzungen mitleiden. DAS finde ich spannend. Das ist ein Mehrwert, den kein Produkttest und keine Schlaumeierei auch nur ansatzweise bieten kann.

    So, das war ganz schön viel Senf zu diesem Thema. Ich hoffe er hat einen gewissen Mehrwert 😉

    Liebe Grüße
    Volker

    • Hallo Volker,

      was ich in meinem Beitrag meinte: ich schreibe meinen Blog nicht nur für mich, sondern auch für meine Leser. Warum sonst sollte ich meine Gedanken ins Netz stellen? Wenn mir die Leser unwichtig wären, könnte ich mein Tagebuch auch mit Word führen und auf meiner Festplatte belassen.

      Ich bin – wie Du – ein absoluter Gegner dieser „So-wirst-Du-erfolgreich“-Sprüche und -Anleitungen. Ich achte beim Schreiben nicht auf die Verwendung von Keywords, auf klickstarke Überschriften oder die richtige Länge eines Beitrags.

      Aber ich überlege mir jedesmal, ob das, was ich gerade schreibe, außer mich selbst auch jemand anderen interessieren könnte. Jemand, dem ich das nicht auch persönlich erzählen kann. Und durch dieser Brille betrachtet, schreibe ich meine Blogposts: ich versuche zu unterhalten. Und das ist der Mehrwert, den ich meinen Blogposts einzuhauchen versuche. 😉

      LG
      Eddy

  3. Liebe Christiane,

    ich mag mich Volkers Worten anschließen. Ich blogge, weil ich es will/kann/möchte. Auch ich bin ein Mensch mit einem großen Mitteilungsbedürfnis. Aber ich höre auch gern zu und so lese ich auch gerne.

    Was ich gar nicht möchte, ist das Überlegen, was meinen Blog erfolgreicher macht. Ich möchte schreiben und freue mich über jeden Leser/jede Leserin und noch mehr über die immer wieder dadurch zustande kommenden persönlichen Kontakte. Das macht es für mich aus.

    Produkttest etc. interessieren mich weniger, wenn sie von Herstellern zur Verfügung gestellt werden. Das ist keine Kritik sondern nur mein persönliches Erleben. Viel toller für mich finde ich in Deinem Blog die Berichte über die schönen (langen) Läufe, Deine Erfolge oder auch mal Mißerfolge und das Mitnehmen in Dein Erlebnis.

    Liebe Grüße
    Anja

    • Liebe Anja,
      das ist ja auch genau das, was Deinen Blog ausmacht. Auch wenn mich blogspot mit seinem Anti-Spam-Dings wahnsinnig macht, und ich daher nicht so viel kommentiere, lese ich immer gerne.
      Bis bald!
      Christiane

  4. Liebe Christiane,

    ich seh es etwas anders, nicht diametral anders, aber anders. Ich schreibe über mich, meine Emotionen, auch mal etwas Privates. Ich habe meinen ersten Blog begonnen als eine Art Lauftagebuch, das war 2006…2009 habe ich das Blog dann gelöscht, warum? Weil ich dachte, ich will nicht mehr bloggen, und da ich es für mich begonnen habe, habe ich es dann auch beendet, als ich dachte es sei vorüber 🙂
    Bereits 2010 wollte ich mich dann wieder mitteilen, aber in erster Linie, wollte ich die Geschichten und Emotionen für mich festhalten.
    Die Ausrüstung-Test sind allerdings aus einer anderen Intention entstanden, ich will meine Erfahrungen mitteilen. Nur ein Ausrüstungs-Test war gesponsored, alle anderen Produkte habe ich aus der eigenen Tasche bezahlt…

    Aber, und das ist ja das Tolle, jeder Blogger hat andere Intentionen, andere Ziele…es ist wie beim Laufen 😉

    Christiane mach weiter so, ich lese Deine Beiträge sehr gerne und freue mich immer über die teilweise epische Länge 🙂

    Salut

    • Hallo Christian,
      vielen Dank für die Blumen 🙂 , die ich gerne zurück gebe. Ich lese Deinen Blog so gern wegen der Emotionen. Und die Tests lese ich dann auch gern, auch wenn bisher da noch nichts dabei war, was ich selber gerne hätte – außer vielleicht den Fivefingers. Ich freue mich auf einen neuen Run von Dir. 🙂

      A plus!

  5. Mehrwert ist der Grund warum wildfremde Menschen bereit sind deinen Artikel zu lesen. Und wenn der Mehrwert nur Zerstreuung ist. Mehrwert ist auch Marketing. Zuviel sollte man sich damit nicht beschäftigen. Es gibt einen Haufen Meta Blogs (da haben wir es wieder), die einem verkaufen wollen, wie man vom Blogger Lifestylebusiness leben kann. Ich denke da immer gerne an Plastik und mache weiter mein Ding.

    • Stimmt, man sollte nicht zu viel daran rumhirnen. Mir sind nur in letzter Zeit einige Positiv- und Negativbeispiele in der Bloggerszene untergekommen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.
      Schöne Definition von „Mehrwert“ übrigens. 🙂
      Dass man vom Bloggen leben kann… ist nicht mein erklärtes Ziel. Es ist mein Hobby, da will ich nicht auch noch Stress mit haben.

  6. Morning, Christiane, als erstes springt mir dieser Satz ins Auge:

    “ Mir ist wichtig, dass ein Blogger authentisch ist, und seine Texte selbst verfasst „,

    dass er sich von anderen abhebt, Neues, Individuelles auf dem Sektor verfasst, dass er mich mit seinen Texten, Fotos, Erlebnissen veranlasst, immer wieder gerne zu ihm zurückzukehren, dass er niemanden kopiert, nicht angepasst ist, authentisch ist und bleibt !

    Auch ich blogge nicht, um irgendwelchen Ansprüchen zu genügen, ich liebe das Schreiben genau wie du, dazu noch über mein Lebenselixier, das kommt direkt vom ♥ in den Kopf, wird ohne viel zu überlegen mit viel Freude auf “ Papier “ produziert, veröffentlicht, von den Menschen gelesen und anerkannt, die ähnlich ticken – und genau das ist meine Intention.

    ABER man sollte dabei nicht vergessen, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben, denn nur so hat ein Blog mit ♥ Aussicht auf langes Überleben. YES ! 😎

    • Evening, Margitta 😉
      So unterschiedlich wir sonst manchmal gestrickt sind, hier scheinen wir einer Meinung zu sein. 🙂
      Und dass Dein Blog direkt aus dem ❤ kommt, das merkt man bei jeder Zeile.
      YES!

  7. Hallo Christiane,

    mich hätte Dein Beitrag brennend interessiert – aber mir wird nur ein kurzer, erster Absatz davon angezeigt. Ist hier etwas abhanden gekommen? Margitta z.B. zitiert einen Satz, den ich gar nicht finden kann. Menno… :-/

      • Ah, Jetzt, Ja! 🙂 Nun ist der Beitrag wieder komplett. Und jetzt weiß ich auch, warum Volker mich in seinem Kommentar erwähnt hatte… 😉

        Also erst einmal freut mich, dass Du gern mehr darüber lesen willst, wie es meinem operierten Knie geht. Ich werde auch sicher demnächst wieder mal darüber schreiben, wie es mit dem Knie und dem Laufen nach einer OP funktioniert. Denn das könnte für andere, die in einer ähnlichen Lage sind, ein „Mehrwert“ sein 😉

        Es liegt mir halt fern, in meinem Blog laufend davon zu schreiben, dass ich jetzt wieder nicht laufen kann, immer noch nicht laufen kann, vielleicht demnächst auch nicht laufen können werde. – Das meinte ich eigentlich. Das interessiert dann doch eher weniger. Und ich könnte es, wenn es mir wichtig ist, eher in einen Facebook-Post oder einen Tweet als Kurznachricht packen. Aber nicht in einen Blogpost.

        Denn, da wiederhole ich mich gern: meiner Meinung nach geht es in meinem Blog nicht nur um mich, sondern auch um die Leser. Und mein Anspruch an mich selbstist, einen kleinen Mehrwert durch Unterhaltung zu liefern.

        – – –

        Und um auf einen Punkt in Deinem Beitrag noch einzugehen:

        Produkte teste auch ich gerne. Und der Mehrwert besteht ja nicht darin, zu schreiben, „was mir gefällt“, sondern welche Erfahrung ich beim Testen gemacht habe: hat das Produkt die zugesicherten Eigenschaften? Funktioniert alles, wie behauptet wird? Das lese ich in anderen Blogs immer gern.

        LG aus HB
        Eddy

      • Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. 🙂 Klar geht es auch um die Leser, aber ich habe schon des öfteren gemerkt, dass meine Leser teilweise auf Sachen voll angesprungen sind, die ich jetzt eher wenig spannend fand, und dafür bei Beiträgen, von denen ich persönlich dachte, sie hätten den Mega-Hammer-Mehrwert, kaum Interesse zeigten. Ich glaube, ein Stück weit findet vermutlich jeder Blog seine Leserschaft, die eben genau im Stil, Inhalt oder ähnlichen Gedankenwelten denselben sieht. Ich glaube, wenn ich bei jedem Beitrag mir die Frage stellen würde: „Interessiert das überhaupt irgendeine Socke?“ dann könnte ich gar nicht schreiben.

  8. Hallo Christiane,

    „Mehrwert“ ist für mich ein Begriff aus dem Marketing. Klar, wenn ich mich, irgendwelche Produkte oder was auch immer vermarkten wollte, um z.B. für Firmen als Werbepartnerin attraktiv zu sein, müsste ich anfangen, Marktanalysen zu betreiben und mir zu überlegen, welche Art von Beiträgen möglichst viele LeserInnen auf meinen Blog ziehen und möglichst wenige abschrecken würde. Und dann müsste ich natürlich für meine informierenden Beiträge auch (wie eine seriöse Journalistin) in verschiedenen Quellen recherchieren, damit ich das Web mit oberflächlichem, fehlerhaftem Unfug zumülle.

    All das will ich aber gar nicht. Ich halte meinen Blog sehr persönlich und versuche mit ihm authentisch zu sein. Für mich liegt sein Wert vor allem im Spaß an der Freud und in „unzensierten“ Schreib- und Stilübungen. Manchmal will ich unterhaltsam und witzig sein, manchmal informieren, manchmal einfach nur was loswerden, manchmal von allem ein bisschen.

    Wenn sich Leserinnen dafür finden, die sich gut unterhalten oder informiert finden, ist das schön, muss aber nicht sein – und ist es für viele auch nicht. Wenn ich zum Beispiel wie jetzt über etliche Blogposts hinweg eine Art Reha-Tagebuch führe, ist das vielleicht für manch einen unterhaltsam. Es ist aber natürlich öde und viel zu umständlich für Leute, die kurz und kompakt „10 Tipps zum Verhalten nach einer Meniskus-OP“ suchen.

    Diese 10 Tipps zu schreiben überlasse ich anderen, zum Beispiel Eddy. Mir würde es keinen Spaß machen sie zusammenzustellen. Ich schreibe lieber, wie und wonach mir gerade ist. Mit bestimmtem Auftrag und Ziel schreiben muss ich in meinem Brotberuf schon genug.

    Umgekehrt sind mir auch Blogs am liebsten, die ähnlich vom Stil her sind und bei denen ich den Menschen hinter den Beiträgen erahnen kann. Das reicht mir als Mehrwert! 🙂

    Liebe Grüße,
    Anne

    • Das sehe ich ganz ähnlich wie du. Häufig habe ich die 10 Tips beim Lesen schon vergessen, aber die Menschen und ihre Geschichten, denen man ein Stück näher kommen kann, die vergesse ich nicht. Man wird sowieso nie den Geschmack aller treffen, und darum geht es auch gar nicht. Das ist ja auch die großartige Freiheit beim Bloggen. Man muss sich nicht irgendeinem Mainstream-Journalismus unterwerfen und mit Verlegern und Lektoren rumstreiten, die was „massentauglicheres“ wollen.

  9. Warum lese ich (d)ein Blog? Weil es mich interessiert, weil laufen (m)ein Hobby ist und ich mich auch gerne diesbezüglich mitteile blogge ich auch. Auch bei mir, wie bei dir, aus einer Laune heraus entstanden. Und ich werde das auch nie professionell betreiben., Und auch garnicht wollen.
    Klar ist es ein Privileg Produkte testen zu dürfen. Aber ausschließlich werde ich das niemals machen. Mir geht es auch ums Training, um tolle Wettkämpfe und spannende Gedanken beim Laufen. Und ab und an auch mal was außerhalb des Laufens. Ich denke das reicht.

  10. Ich denke Mehrwert ist für den Blogschreiber gar nicht so einfach zu erkennen. Kannst du ja nicht wissen, was mich, eine Leserin die hier glaub ich noch nie kommentiert hat wirklich dazu bewegt hier zu sein.
    Ich denke, wenn man einfach über das schreibt das man selbst mag, dann kommt der Mehrwert von alleine- Ich folge einem Laufblog weil ich Motivation bekommen will zu laufen, auch wenn sie mir oft fehlt und ich oft gar nicht laufe.
    Denn es ist schön zu sehen welche Begeisterung andere an der Tag legen, welche Leistungen möglich sind.
    Also mag der Bericht einen alltäglichen lockeren Trainnigslauf nicht für jeden einen Mehrwert bieten, für mich aber zum Beispiel schon.
    Was für mich alledings wenig Mehrwert bietet, aber anscheinend irgendwie im Trend liegen zu scheint ist dieser Magazin Stil. (Gerade bei allgemeinen Fitnessblogs) Viel zu unpersönlich, viel zu viel Sponsoring, kein Gefühl.

    • Dann freut es mich umso mehr, dass Du Dich jetzt zu Wort meldest. 🙂
      Und stimmt: Man weiß nie, was die Leser wirklich bewegt. Ich gehe meist von dem aus, was ich selbst gerne lese und interessant finde, oder auch, was ich jetzt einfach mal aus den Tasten blasen muss.
      Viel Spaß weiterhin beim Lesen und hoffentlich auch Motivation!

  11. Genau die gleichen Gedanken hatte ich die Tage auch im Kopf. Ständig stößt man auf Tipps, „wie man noch mehr Leser bekomm“, „wie man seinen Artikel mit einem Knaller startet“ oder erfährt, warum „Listen so erfolgreich sind“. Und das stimmt ja auch alles. Das Problem ist nur, dass dann viele Blogger das gleiche machen. Und die x-te Liste, was man beim Laufen im Winter beachten muss, wird vielleicht von Google gut gerankt, ist für mich aber völlig irrelevant. Ich mag daher auch lieber die „kleinen“ Blogs, die eine Art Tagebuch ihrer Verfasser sind.

    • Das sehe ich ähnlich wie du. Das innovativste Konzept wird schnell zum Einheitsbrei, wenn es alle machen. Und diese Listen liebe ich auch nicht so, es sei denn, sie betreffen mich ganz konkret. Z.B. Carmens (schlechteswettergibtesnicht.wordpress.com) Liste für den Strongman fand ich sehr hilfreich. Viele dieser Listen sind ja auch häufig auf „anonymeren“ Blogs zu finden, wo ein ganzes Unternehmen ein paar Schreiberlinge beschäftigt. Die finde ich dann informativ, aber auch meist eher langweilig. Der Mensch dahinter ist für mich auch spannender.

  12. Am Anfang meiner Laufkariere war ich in verschiedenen Laufforen unterwegs. Dort habe ich mich „schlau“ gemacht und mir Tipps geholt. Inzwischen bin ich nur noch in einem Forum aktiv.
    Den Blog habe ich letztendlich erstmal begonnen, um meine Erlebnisse für mich persönlich festzuhalten – eine Art Tagebuch quasi, in dem ich immer mal wieder gerne stöbern gehe. Das Schreiben an sich ist nun wirklich nicht meine Begabung. Aber um meine Erinnerungen festzuhalten reicht es schon aus. Dass sich beim Bloggen ein Austausch zwischen Bloggern ergibt, die ähnlich ticken, dass ist für mich zum Beispiel ein Mehrwert, der sich mit der Zeit herausgestellt hat.
    Ansonsten mache ich mir nicht allzuviel Gedanken über mein Geschreibsel. Wenn mich in meiner Laufwelt etwas bewegt und ich Lust habe, dann schreibe ich es nieder und freue mich, wenn es jemanden interessiert.
    So einfach ist das für mich.
    Liebe Grüße
    Bianca

  13. Mehrwert, gutes und schwieriges Thema. Wie du schon selbst geschrieben hast, jeder versteht da etwas anderes draus und er ist schwer zu bemessen.

    Die Idee zu meinem Blog beispielsweise entstand nach meinem ersten Halbmarathon im Mai. Ist also noch nicht so lange her. Ich habe bei diesem Lauf das Glück gehabt einige nette Leute real kennen zu lernen, die ich sonst nur von Twitter kannte. Nahezu jeder der Läufer hatte auch ein eigenes Blog und schrieb über erlebte Wettkämpfe und über sein liebstes Equipment.

    Die Idee fand ich gut und fing daher auch an: Ich schrieb über meine Wettkämpfe, sehr detailliert und hauptsächlich so, wie ich sie später irgendwann mal lesen möchte, um mir die schöne Zeit erneut in Erinnerung zu rufen. Der Mehrwert ist hier also in erster Linie für mich die tolle Erinnerung einzufangen. Mehrwert für Leser? Eventuell ist es spannend scheitern, siegen und kämpfen mitzuerleben. Zumindest werden die Wettkampfberichte gelesen.

    Da ich aus der IT komme und ein Zahlenfreak bin, darf der „Monatsabschluss“ nicht fehlen: Hier werden gelaufene Kilometer, Höhenmeter, Wettkämpfe verglichen, ein Rückblick auf den vergangenen Monat und ein Ausblick auf den kommenden Monat gegeben. Beim „Ausblick“ setze ich mir auch selbst Ziele, dich mich nochmals anspornen. Mehrwert hier: Ich denke nur für mich.

    Als letztes gibt es natürlich auch bei mir Berichte über Equipment. Ich probiere gerne aus, kaufe mir auch Produkte jenseits des Mainstreams. Wenn ich finde, das diese eine Empfehlung wert sind, dann schreib ich auch gerne darüber. Mehrwert bei den Testberichten? Für die Leser ist es hoffentlich interessant einen Bericht jenseits der Werbung zu lesen und eventuell neue Produkte/Marken kennen zu lernen. Für die Hersteller der Produkte gibt es kostenlose Werbung und vielleicht paar neue Kunden. Für mich bleibt hoffentlich ein kleinerer, nicht ganz so besagter Hersteller länger am Leben und produziert neue Produkte. Vielleicht geht er sogar auf Kritik ein? Und vielleicht bekomme ich sogar ein Produkt zum Testen gestellt, welches ich mir sonst gekauft hätte.

    Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet
    Frederic

    • Willkommen auf meinem Blog und vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
      Häufig denkt man: „Der Mehrwert ist nur für mich.“, und plötzlich stellt man fest, dass sich ein ganzer Haufen Leute aus ungeklärten Gründen dafür interessiert. Ich z.B. lese gerne Monatsrückblicke, schreibe aber so gut wie nie welche.
      Viele Grüße vom Rande des Schwarzwalds,

      Christiane

  14. Ein richtig toller Beitrag – ich frage mich gerade, wieso ich nicht schon eher darauf antworte. Ah, ich hab’s – ich muss dein Blog noch abonnieren! 😉

    Herzhaft schmunzeln musste ich über die Stelle mit den Pressemitteilungen. Ich persönlich vermeide es auch, irgendwelches Marketinggelaber in meine Testberichte einfließen zu lassen – das würde mich persönlich auch sehr stören.

    Um noch mal den armen Eddy hier an Land zu ziehen – mir gefällt sein Humor und seine Art sich selbst auf den Arm zu nehmen. Genau das ist meine Wellenlänge und das versuch ich schon länger (bevor ich ihn kannte!) in meinen Beiträgen auch. Als alter Sack unter den Läufern hat man ja genug Potential zur Selbstironie – wenn man da nichts draus macht, sollte man mit dem Bloggen aufhören! ^^

    • Danke sehr! 🙂 Und herzlich willkommen!
      Genau aus den von Dir genannten Gründen mag ich Eddys Blog auch so gerne. Den Blogger mit der Pressemitteilung, nenne ich mal nicht namentlich… hoffe es bleibt bei diesem einmaligen Ausrutscher.
      Wenn ich in den nächsten Tagen den Wahnsinn hier etwas geordnet kriege, schaue ich bei Dir vorbei! 🙂

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