Leuchtend durch den Luftkurort – der 12. Stirnlampenlauf in Bad Dürrheim


Es geht um nichts – außer um den guten Zweck. Keine Zeitmessung, keine Siegerehrung wartet auf den Gewinner. 5 oder knapp 8 km kann man laufen, für symbolische 4 Euronen Startgeld. Um 21 Uhr. Im Dunkeln. Mit Stirnlampe. Trotzdem haben sich – laut Lokalpresse – 1539 Läuferinnen und Läufer sowie Nordic Walker in Bad Dürrheim versammelt, wo Kompressionsstrümpfe zwar ganzjährig in hoher Zahl anzutreffen sind, allerdings eher die medizinische Variante.

Der Stirnlampenlauf (vielleicht 2011, aber genau weiß ich es nicht mehr) war mein allererster offizieller Lauf überhaupt und ich habe es damals extrem genossen. Daher war ich echt happy, dass ich es dieses Jahr mal wieder geschafft hatte und nicht krank, verletzt oder aus Zeitnot verzichten musste.

Allerdings war ich auch ziemlich erschlagen, als ich im Kurpark eintraf – allein wegen der schieren Masse an Menschen. Ich weiß noch, dass ich bei meinem ersten Lauf die Startnummer 3 erhalten hatte, weil ich einsam und allein bei der Anmeldung eingetroffen war, die gerade noch im Aufbau befindlich war. Diesmal musste ich mich durch viele hundert Laufwütige drängen und durch eine beachtliche Expo.
Diese hohe Teilnehmerzahl war wohl vor allem dem genialen Wetter zu verdanken, aber auch sonst ist der Lauf sehr gewachsen. Gab es beim ersten Lauf nur einen einsamen Stand eines lokalen Sporthändlers, so waren dieses Mal Brooks, Adidas, Hoka und On mit Testschuh-Ständen vertreten. Ich verzichtete, da ich meine eigenen Testschuhe (Brooks Levitate – Beitrag kommt noch) hatte. Irgendwann muss ich aber mal unbedingt so On-Dinger probieren.

Das Aufwärmprogramm war spaßig wie immer. Das wird traditionell von einer Mitarbeiterin (MTT) des Solemar geleitet und ich hüpfte fröhlich mit, während es langsam dunkel wurde. Ich hatte mich für mein Brooks Nightlife-Neon-Langarmshirt entschieden (das sollte später noch eine Rolle spielen). Auch wenn die Temperaturen beim Start eigentlich noch kurz-kurz-tauglich gewesen wären, so wird es doch in unserer Gegend schnell ziemlich kühl. In der besten aller möglichen Welten hätte man also noch eine Jacke mitgeführt, aber das schien mir dann doch übertrieben.

Nach dem Startschuss – natürlich durch den Bürgermeister, bei solchen Läufen schießt immer der Bürgermeister – passierte natürlich erst mal gar nichts. Während die Ehrgeizigen vermutlich schon durch halb Bad Dürrheim gerast waren, schob sich die breite Masse sehr gemächlich durch den Startbogen. Das ist auch einer gleich darauf folgenden Engstelle geschuldet, denn man muss den Kurpark durch ein Tor verlassen, welches mit 1500 Läufern ein bisschen überfordert ist. Nach ein paar zögerlichen Laufschritten bremste es also wieder, dann ein neuer Versuch. Bis zur 4er-Abwehrkette, einer Gemeinschaft sehr fröhlicher gemütlich nebeneinander spazierenden Tarn-Walkerinnen (weil ohne Stöcke). Zum Überholen musste ich durch die Botanik. Ein bisschen genervt hat mich das schon, auch wenn es ja um nichts geht, aber laufen in einem gewissen Rhythmus will ich dann doch. Zumal beim Start immer wieder darum gebeten wird, dass sich die Walker hinten einreihen, aber nun…

Nach den ersten paar hundert Metern lief es dann aber, und ich fand so was wie einen Rhythmus und lokalen Weltruhm – letzteres jedoch völlig unbeabsichtigt. Mein Neon-Shirt führte dazu, dass ein mir völlig unbekannter Typ mich für ein Mitglied seiner Gruppe hielt. Ich fragte, um welche Gruppe es sich denn handle. Offenbar waren die MitarbeiterInnen der Neckarquelle – einer Lokalzeitung – ebenfalls in Neongelb unterwegs. Wir kamen ins Quatschen, der Typ war nett, und irgendwann merkte ich, dass er einen Notizblock in der Hand hatte. Ehe ich mich’s versah, steckte ich mitten in einem Interview. 🙂 Sehr cool!

Zeitung

Meinen netten Begleiter musste ich ziehen lassen, als sich die 5km von den 8km-Läufern trennten. Ich wollte endlich die 8 laufen. Das hatte ich noch nie geschafft. Bei meinem ersten Lauf hatte ich es mich nicht getraut, danach war ich meistens irgendwie immer angeschlagen. Diesmal aber!

Die Strecke führt eine Extra-Schleife um den Salinen-See. Mit einem Klick unten kann man sie sich anschauen. (Leider kriege ich das schicke Strava-Bild nicht eingebunden…)

https://www.strava.com/activities/1535394295/embed/688c05fdcd4c432937709c5d37190a6c2dacc31b

Das ist ganz schön schön da, und die Reihe der hüpfenden Lichter sowie Beleuchtung von Häusern und teilweise Bäumen hatten schon was Magisches. Leider gelang es mir nicht, ein Foto zu machen, da ich zunächst mit dem Blitz kämpfte, und dann irgendwie nur unscharfe Dinger hinbekommen habe. Nun ja.

Aber es lief! Es lief nicht sonderlich schnell, was meiner momentanen Form sowie der Dunkelheit geschuldet war, aber es fühlte sich wie laufen an und es fühlte sich gut an!

Als wir wieder in den Ort kamen, kamen wir an einem in Regenbogenfarben wechselnd angestrahlten potenziellen Geisterhaus vorbei. So ein weißer Schindelbau. Auf dem Balkon: Ein steinerner Engel. Und alle, die Doctor Who kennen, wissen jetzt, warum ich schlagartig Gänsehaut hatte. Raaaaaah!

Ein paar Meter weiter dann Guggemusik vom Feinsten. Gänsehaut positiv diesmal und von den Beats beseelt lief ich tatsächlich in so was wie ein Runner’s High. So gut hatte ich mich zuletzt beim Lauf rund um Pfohren gefühlt. Da will ich auch unbedingt mal wieder hin. Ich sammelte noch einige Läufer ein. Und auch wenn es um nix geht, tut das dem Ego doch wirklich gut.

Der Zieleinlauf im Kurpark ist gigantisch. Auf den letzten 100m läuft man durch Leuchtbögen und fühlt sich wie ein Held, bis… man das Ziel tatsächlich durchquert. Eben weil es um nichts geht (außer Spenden für die Lebenshilfe, und das ist ja auch nicht zu verachten) interessiert sich auch keine Sau dafür, dass man das Ziel durchquert. Das ist schon ein bisschen seltsam vom Gefühl her.

Wer 8 km läuft hat auch insofern ein bisschen Pech, als natürlich die meisten der 5 km Läufer und Walker – sprich: die breite Masse – vorher im Ziel ist. Und natürlich vorher an der Zielverpflegung. Bad Dürrheimer und Krachenfels als Sponsoren sind da zwar echt nicht kleinlich, aber Iso war schon alle und zum Snackbuffet so gut wie kein Durchkommen. Ich sicherte mir trotzdem ein Spezi (Zucker!!!) und ein kleines Stück Brot mit lecker Aufstrich, dann machte ich aber, dass ich da wegkam. Außerdem wurde mir sehr schnell sehr kalt. Da ich aber noch ein paar Körner übrig hatte, lief ich die 300m zum Auto.

Eigentlich kann man für 2€ im Solemar duschen. Aber mir war einfach nur kalt. Bei Verlosungen habe ich sowieso nie Glück. Außerdem war es dunkel. Dunkel genug, um schnell im Auto ein trockenes Shirt anzuziehen. Jetzt wieder raus? Neeee…

Ich trat den Heimweg an. Glücklich.

Herzlichen Dank an alle Helfer!

Bis zum nächsten Mal, Bad D!

 

 

 

 

3 Kommentare zu “Leuchtend durch den Luftkurort – der 12. Stirnlampenlauf in Bad Dürrheim

  1. Schön an die „Wurzeln“ zurück zu kehren. Habe ich auch mal gemacht und es nochmals genoßen. Gehört irgendwie dazu und macht die ganze Sache rund. Gerade wenn es sich um ein solch schönen und familiären Lauf handelt

  2. Im Dunkeln laufen ist super – hab‘ ich zuletzt bei der Ulmer Laufnacht (die gibt es ja leider nicht mehr) und beim Vollmondlauf in Bad Schussenried gemacht. Könntest Du nicht Deinen nächsten Termin in Obermarchtal so legen dass er mit dem Vollmondlauf zusammen liegt ??
    *sfg*

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