(unfreiwillig) Rookie und trotzdem happy – Strongmanrun Nürburgring 2016


Nachdem ich ja schon erwogen hatte, eine Teilnahme wegen meines immer noch motzigen Fußes ganz sein zu lassen, zog mich die Aussicht, einige nette Gesichter vom Brooks-Ambassador-Team zu sehen, doch in die Eifel. Ich habe es nicht bereut. 🙂

Dabei standen die Zeichen zunächst so gar nicht gut. Abgesehen vom Dauer-Fuß-Problem wurde ich eine Woche vorher noch krank. Meine Laufpartnerin sagte ab… und zu guter Letzt stellte ich noch fest, dass eine Ummeldung von der Volldistanz auf die Rookie-Runde nicht möglich war. Die Volldistanz war aber in meinem jetzigen Trainingszustand nicht zu machen. Es würde also in jedem Fall ein DNF werden. Ich hatte nicht mehr wirklich Lust. 

Dann wurde ich jedoch gesund, bekam ein paar nette WhatsApp-Nachrichten und Zuspruch, und quetschte mich dann doch auf die überfüllte Autobahn.

Es war schön, die anderen wiederzusehen. 🙂 Treffen Brooksstand.jpg

Dank Carmen und Jasmin kam ich in einer sehr netten Pension ein paar Kilometer weiter unter. Nach einem fürstlichen Frühstück, welches wirklich mit jedem Sterne-Hotel mithalten konnte, machten wir uns dann auf den Weg.

Aus irgendwelchen Gründen wollte niemand meine Parkgebühr haben. Nun, es gibt Schlimmeres… Zum Beispiel war mir kalt. Der Wetterbericht versprach eigentlich angenehme Temperaturen, aber ich fror. Brrr… Es galt jedoch noch eine Weile bis zum Startschuss zu überbrücken.

Abgesehen vom obligatorischen Klo-Stau ging aber alles Organisatorische flott voran, und wir hingen noch ein bisschen am Brooks-Stand rum, und beobachteten Schuh-Weitwurf.

Dann wurde es ernst. Mit unseren First-Fifty-Startbändern durften wir uns kurz vor Start ganz vorne einreihen. Die Band heizte die Stimmung an, und mit einem ohrenbetäubenden Knall und Farbbeutel-Feuerwerk ging es auf die Strecke.

Meine erste Sorge war, nicht überrannt zu werden, denn die Ehrgeizigen machten von hinten mächtig Druck. Zum Glück ging es erst mal über eine sehr breite Strecke, auf der sich alles ein bisschen verteilen konnte. Ich hielt mich an Carmen und Jasmin. Da wir alle drei leicht angeschlagen waren, sollte unser Fokus vor allem auf gutem Durchkommen liegen. sportograf-77620775_lowres

Die Strecke wurde allerdings ziemlich schnell sehr viel schmaler, und die Ehrgeizigen drängten an der Absperrung vorbei. Was ihnen jedoch nicht klar war, war, dass es sich hier um eine kurze Wendepunkt-Strecke handelte, und sie rauschten bald voll in die Führenden hinein. Das war eine total unnötige Aktion. Wir konnten nirgends Streckenposten ausmachen, die hier eingegriffen hätten. Dann kam auch schon bald das erste Hindernis in Sicht, wo man sich an ein paar Strohballen warmmachen konnte. Kurz darauf ein Kriech-Hindernis, wo ich mir einen hübschen Stromschlag am Arm abholte. Schon knackiger war die „Mondlandschaft“, wo man auf unbefestigtem Gelände aus Gruben hinein- und herauskrabbelte und wahlweise in oder über Wassergruben springen durfte. Dann noch ein größeres Strohballen-Hindernis, und dann ging es zunächst denselben Weg zurück. Hier war für die nach uns Gestarteten dann schon Kampfwandern angesagt, da die Strecke einfach zu schmal war und die Tempi zu ungleich.

Dann war erst mal eine längere Laufstrecke dran. Ich fühlte mich gut. Der Fuß war ruhig, die Pure Grit eine gute Wahl – wie auch schon in Ferropolis.

Ansonsten war mir jetzt schon klar, dass Strongman nicht gleich Strongman ist. Die Hindernisse waren ungleich höher und anspruchsvoller als in Ferropolis. Manche ließen sich im Team wesentlich besser bewältigen. In Ferropolis war jedes Hindernis problemlos alleine zu meistern.

Und es waren natürlich ungleich mehr Leute. Das machte vor allem die Verpflegungsstellen zu einer echten Herausforderung. Sie waren recht schmal und personell eher dünn besetzt, so dass es hier zu Staus und Rangeleien kam. Trotz großzügig aufgestellter riesiger Müllcontainer warfen viele ihre Plastikbecher und Orangenschalen einfach in die Landschaft. Seltsam.

Mehr Fun als Hindernis war dann das obligatorische Schaum-Bad, bevor man sich bei einem erneuten Kriech-Hindernis von Ausbilder Schmidt anbrüllen lassen durfte. Jedoch beschloss Carmen spontan, ihn mit einer Gruppenumarmung milde zu stimmen. Sehr coole Aktion. 😀 Keine Ahnung, wie der Herr Schmidt es fand. 😉

Die Tatsache, dass wir bisher überwiegend bergab gelaufen waren, gab uns zu denken. Irgendwann muss man das Ding ja wieder rauf… Und ja, da waren wir auf der Südschleife. Eine Gemeinheit in Teer, die sich einfach ewig hinzieht. Um es nicht eintönig werden zu lassen, waren hier gelegentlich Strohballen oder Hindernisse verteilt. Die meisten gingen. Wozu hier auch Körner verschwenden?

Kurze Erholung und eine erste Dusche bot dann eine kleinere Rutsche, bevor es wieder haarig in einem Reifen-Balken-Hindernis zur Sache ging. Unter den meisten Teilen kroch ich durch, da ich irgendwie 10 cm zu kurz war, um problemlos drüberklettern zu können.

Bisher hatten wir noch an keinem Hindernis anstehen müssen. Das sollte sich jetzt ändern. Bei „Spider-Time“  – einem Kletterhindernis aus Containern, Balken und Netzen, knubbelte es sich gewaltig.

Das Hauptproblem war hier, dass es mehrere Disziplinen in einem Hindernis vereinte und in der Mitte am Netz auch noch schmaler wurde. Ausgerechnet hier fing auch das Überrunden verstärkt an. Ich habe jedoch die schnellen Teilnehmer sehr rücksichtsvoll erlebt. Bis auf einen, der meinte, sich auf meinem Knie abstützen zu müssen, während ich selbst äußerst wackelig im Netz hing. Das fand ich nicht so cool. Hier gab es jedoch – zumindest für uns, die wir früh gestartet waren – den einzigen nennenswerten Stau. Am darauffolgenden Hürdenhindernis verlief es sich dann wieder.

Nun kam das Hindernis, vor dem ich am meisten Respekt hatte: Das Schwimmhindernis. Da das Wasser 1,70 tief war, kam durchwaten nicht infrage. Ich hielt mich jedoch am Rand, wo ich mich immer wieder ein bisschen abstoßen konnte. Denn die Kälte und die Menge an Leuten ließ zügiges Schwimmen nicht zu. Da ich jedoch vom Lauf ausreichend aufgeheizt war, war das kalte Wasser nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Zwei kleinere Kletterhindernisse standen noch zur Debatte, wobei bei einem der Absprung so hoch war, dass ich unten eine Rolle machen musste, weil ich es aus den Beinen allein nicht abfangen konnte. Nix passiert. Weiter.

Danach merkte ich jedoch deutlich, wie mir der Saft ausging. Ich kam nur noch sehr schwer vorwärts. Das Ziel war nicht mehr weit, aber eine leichte Steigung erschien wie eine fiese Rampe.

Vermutlich war es das kalte Wasser gepaart mit mangelnder (Lauf-)Kondition. Denn seit letztem Oktober war ich ja nur sehr sporadisch mal weiter als 5 km gelaufen, um meinen Fuß zu schonen.

Mit einer Gehpause erholte ich mich wieder einigermaßen, um gleich wiederum einen mit Seilen versehenen Hang hinaufzuklettern. Da waren wir dann auch schon so gut wie auf der Zielgeraden. Natürlich gab es noch ein paar Hindernisse auf dem Weg.

Reifen, soweit das Auge sieht – ein fieses Hindernis, welches ich zwar von Ferropolis schon kannte, aber da deutlich kleiner in Erinnerung hatte.

Als krönender Abschluss (na gut, ein kleineres Kletter-Dings gab es danach noch) kam dann eine Riesen-Wasserrutsche, auf der man ordentlich Fahrt draufkriegte. Hui! Adrenalin pur!Riesenrutsche.jpg

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Wieder einmal missachtete ich die „Schließ-den-Mund-bevor-Du-ins-Wasser-eintauchst-Regel“ und bekam einen ordentlichen Schluck ab.

Und da war auch schon das Ziel. Ich verabschiedete mich schweren Herzens von Carmen und Jasmin, die die zweite Runde in Angriff nahmen, und bog – erstaunlich leichten Herzens – in den Zielkanal ein. Nein, eine zweite Runde wäre definitiv bei meinem Trainingszustand nicht mehr gegangen. sportograf-77717313_lowres

So nahm ich dann eine Rookie-Medaille in Empfang und ein Volldistanz-Finisher-Shirt, weil das halt so auf meiner Startnummer stand. Ein bisschen fühle ich mich jetzt wie ein Betrüger… 😦

Einen halben Becher alkoholfreies Bier kippte ich gegen den Durst, und sah dann zu, aus den nassen Sachen rauszukommen. Ob es ansonsten Zielverpflegung gab, entzieht sich meiner Kenntnis. Zumindest habe ich sie nicht gesehen. Aber da ich nach einem Lauf immer komplett orientierungslos bin, muss das nicht heißen, dass es keine gab.

Die Kleiderbeutel-Abholung klappte sehr schnell. Ich wickelte mich sofort in meine mitgebrachte Rettungsfolie. Die Duschen waren der Traum! Container-Duschen mit Einzelkabinen und warmem Wasser! Herrlich!

Dann zog ich mir trockene Klamotten an, drückte einer frierenden Läuferin noch meine Folie in die Hand und sammelte so ein paar Karma-Punkte, und machte mich auf den Weg zum Auto.

Schön, dass ich auf dem Weg zum Parkplatz noch Bengü und Nicole vom Brooks-Team treffen konnte, und mich persönlich verabschieden, ehe ich mir wieder ins Auto setzte, und die lange Heimfahrt antrat – ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.

Und jetzt? So sehr es mir Spaß gemacht hat, ich glaube, ein Strongman im Jahr genügt mir, und ich lasse Ferropolis dieses Jahr aus und konzentriere mich dafür ganz auf mein Triathlon-Debut. Außerdem ist kaum einer meiner Mitstreiter in Ferropolis dabei. Dafür dann durch halb Deutschland fahren… ich weiß nicht.

Wenn ich nächstes Jahr wieder am Nürburgring starten sollte, dann wird es wohl wieder die Rookie-Runde sein. Manche der Hindernisse hätte ich nicht unbedingt ein zweites Mal gebraucht 😉 und für das Erlebnis Strongman Run reicht die eine Runde vollauf. Außer, mein Fuß ist bis dahin wieder Top in Form und ich stecke in der Marathon-Vorbereitung… dann vielleicht… Never say never.

Das war jetzt ein langer Bericht… trotzdem noch ein paar Abschlussworte:

Was top war:

  • Meine Mitläuferinnen Carmen und Jasmin
  • Die Duschen
  • Organisation der Garderoben, Finisher-Shirts und Chiprückgabe
  • Die Klo-Situation
  • Die Hindernisse
  • Die Strecke
  • Die Stimmung

Was nicht so toll war:

  • Die Ellenbogen-Mentalität mancher Läufer
  • Die Engpässe. Ich denke, dass bei allem Charme, den ein Massenstart hat, versetzte Startzeiten doch besser wären um alles etwas zu entzerren. Oder die Strecke und die Hindernisse müssen überall breit genug sein.
  • Das Chaos an den Verpflegungsstellen

Transparenz: Auch wenn ich über Brooks eine Wildcard hätte haben können: Den Startplatz habe ich bereits vor einem Jahr selbst bezahlt und es auch dabei belassen. Die Bilder stammen von mir, bzw. dem Brooks-Team, sowie von Sportograf, wo ich sie käuflich erworben habe. Eine Weiterverwendung durch Dritte ist nur nach Anfrage möglich.

 

 

 

10 Kommentare zu “(unfreiwillig) Rookie und trotzdem happy – Strongmanrun Nürburgring 2016

  1. Echt ein tolles Erlebnis. Einmal darf man durchaus am Nürburgring gewesen sein um mit den tausenden dort um die Strecke zu ziehen. Aber das eine Mal hat mir auch gereicht.
    War damals auch noch darauf versessen möglichst schnell zu sein und wenn man dann schon am ersten Hindernis auf der viel zu engen Strecke ewig wartet macht es keinen Spaß.
    Und bei mir gab es damals nur einen einen Gartenschlauch mit eiskaltem Wasser zum „Duschen“. Nie wieder 😉

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