Der Anti-E-Bike-Rant


Vorbemerkung: In einem Kommentar hat mich eine gute Freundin darauf aufmerksam gemacht, dass die folgenden Zeilen eventuell verletzend für Menschen mit höherem Körpergewicht sein könnten. Bitte seid versichert, dass dies nicht meine Absicht ist, und dass die diesbezüglich eventuell etwas despektierlichen Ausdrücke lediglich dem „Rant-Charakter“ dieses Posts dienen und nicht meine generelle Einstellung widerspiegeln.

Im Radsport gibt es seit einigen Jahren das, was die Nordic Walker für uns Läufer sind: E-Biker.

E-Bikes sind prinzipiell ja nichts Schlechtes. Es ist unser Umgang mit ihnen. Ein bisschen so wie mit einem Küchenmesser. Das Messer an sich ist nicht böse, sondern sehr praktisch. Nutze ich es aber, um damit meinen Nachbarn zu ermorden, dann ist das durchaus nicht so ganz korrekt. Ebenfalls nicht so ganz korrekt ist es – Stichwort „E-Doping“ – wenn ich mir mit dem Akku einen Wettbewerbsvorteil verschaffe. Wir erinnern uns an den Fall der belgischen Cyclocrosserin.

E-Bikes oder Pedelecs (und bitte fragt mich nicht nach dem Unterschied) können in vielen Situationen ganz toll sein. Ich denke da an unsere Nachbarin – jenseits der 70, die seit einem Wadenbeinbruch, der blöd verheilt ist, nicht mehr normal Rad fahren kann. Führerschein hat sie nicht. Sie ist super happy, dass sie mit ihrem E-Bike nun endlich wieder jeden Tag das Grab ihres Mannes besuchen kann.

Oder ich denke an meine Kollegin, die ihre beiden Kinder mit dem Fahrradanhänger von einem Hügel der Stadt auf den anderen zum Kindergarten transportieren muss.

Oder der Pendler, der keine Duschmöglichkeit am Arbeitsplatz hat, aber die frische Luft der U-Bahn vorzieht und durch seinen Verzicht aufs Auto auch gleich noch was für die Umwelt tut. Es gibt viele Situationen, in denen E-Bikes an sich eine großartige Sache sind.

Das Problem ist unser Umgang mit ihnen. Und der macht mich zunehmend nachdenklich bis wütend.

Neulich las ich in einem Blog: „Jetzt haben wir unsere alten Fahrräder verkauft, uns E-Bikes gegönnt, und einen Kinderanhänger angeschafft. Jetzt können wir endlich wieder alle zusammen Fahrrad fahren!“ Hallo? Wir reden hier von gesunden jungen Leuten, die auch noch dort leben, wo es echt flach ist. Ja, das Fahren mit Kinderanhänger ist etwas anstrengender, aber auch ein tolles Training. Wieso geht Bewegung an der frischen Luft nur noch mit „E“? Zumal man sich fragen muss, wie viel Bewegung dann noch dabei ist.

Was bei mir endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war als mir neulich eine 4-köpfige Moppel-Familie (Mama, Papa, Sohn und Tochter – wahrscheinlich ca. 12 Jahre alt) entgegen rollte – alle auf E-Bikes. Ok, auch wenn für die Eltern der Zug mit der Bewegung und dem Sport vielleicht abgefahren ist: Was tun die ihren Kindern da an?

Ja, wir Menschen sind so gestrickt, dass wir uns das Leben möglichst erleichtern möchten. Faulheit hat viele bahnbrechende Erfindungen hervorgebracht, die uns echt weiter gebracht haben. Und nun also auch das E-Bike.

Und offenbar gibt es auch einen Markt für Kinder-E-Bikes.

Ich hab einen Händler drauf angesprochen.

„Ja, ist doch toll, dann können die Kinder mit den Eltern besser mithalten!“ Äääääh… nennt mich altmodisch, aber es gab mal so eine Zeit, in der Eltern einfach langsamer gefahren sind, damit die Kinder mitkommen. Und ganz ehrlich, die Vorstellung, dass mich so ein entfesselter 10-jähriger mit seinem Milch-SUV vom Bürgersteig bläst, die erschreckt mich doch etwas.

Abgesehen von diesem zugegebenermaßen recht egoistischen Grund, ist es aber auch für die Kinder alles andere als toll. Zum einen haben sie – wie man ja auch an manch einem stolzen E-Bike-Rentner sieht, das Tempo nicht im Griff, zum anderen beraubt man sie der immens wichtigen Möglichkeit, sich so richtig auszupowern.

Hätte ich als Kind ein E-Bike gewollt? Mit Sicherheit! Hätte ich eines bekommen? Keine Ahnung. Da es sie damals nicht gab, stellt sich die Frage nicht.

Natürlich hab ich als Kind gejammert, wenn es steiler wurde. Aber dafür war ich hinterher auch stolz, wenn ich den Berg ganz ohne Schieben hoch gekommen war. Erfolgserlebnis mit „E“? Fehlanzeige!

Gestern in der Auto-Werkstatt: Ein stark übergewichtiges Ehepaar fragt nach einem Fahrradtransporter fürs Auto. Frage des Händlers: „Für E-Bikes oder normale Räder?“

Indignierte Antwort der Kunden: „Natürlich E-Bikes!“ War ja klar.

Ich möchte hier kein Dicken-Bashing betreiben, das steht auch gar nicht zur Debatte. Aber mit einer gemächlichen selbstbetriebenen Fahrradrunde hätten beide einen erheblichen Nutzen für ihre Gesundheit. So tanken sie maximal Vitamin D. Na gut. Besser als nichts.

Im Grunde ist das ja auch alles gar nicht mein Problem. Eigentlich ist meine Devise „Leben und leben lassen. Dennoch nerven mich E-Biker teilweise gewaltig bei meinen Rad-Ausfahrten. Zum einen, weil sie häufig ihre Gefährte nicht im Griff haben und oft überhaupt nicht dahin schauen, wo sie (zu schnell) hinfahren, zum anderen, weil sie die Radwege verstopfen und sich teilweise auch noch zu blöden Bemerkungen genötigt fühlen. „Na, soll ich Sie ziehen?“

Besonders lustig finde ich, wenn sie von Kopf bis Fuß in Funktionsradklamotten gehüllt sind. Als würden sie echt ins Schwitzen kommen. Nun gut, die Mittagssonne wird dafür eventuell sorgen.

Kommt mir ein älteres Mitglied der menschlichen Bevölkerung sehr schnell auf dem Rad entgegen, schaue ich mittlerweile automatisch, ob da ein Akku dran ist. Ansonsten habe ich nämlich großen Respekt vor älteren sporttreibenden Menschen. Mit Motor jedoch weniger.

Unser (Ur-) Opa hat immer noch kein E-Bike. Will er auch nicht. Und das, obwohl er alle Einkäufe auf dem Fahrrad erledigt, weil er keinen Führerschein hat.

Leute, fahrt von mir aus E-Bike, so viel ihr wollt, aber verkauft das doch bitte nicht als Sport!

Hört auf, mir gönnerhafte Blicke zuzuwerfen, wenn ihr locker eine 8%-Steigung mit infernalischen 25 Watt Eigenleistung hochpedaliert, während ich das aus eigener Kraft schaffen will. Und vor allem: Haltet Eure Kinder da raus!

Rant Ende!

30 Kommentare zu “Der Anti-E-Bike-Rant

  1. Daumen hoch! Es ist echt ein Kreuz mit denen, empfinde es auch eher als Plage und die E-Bikes schießen wie Pilze aus dem Boden. Kinder brauchen richtige Bewegung, dicke Menschen erst Recht und nur frische Luft zählt nicht, denn die bekommen sie teilweise, weil sie nur auf dem Balkon rauchen (oh wie böse :)).

    LG Katrin

  2. Gute Beitrag. Die angegebenen Beispiele für das sinnvolle nutzen von E-Bikes sind richtig. Aber die „gemütlichen“ Familien und die 30- 45 jährigen sollten lieber ein paar Kilometer ohne Unterstützung radeln. Allein schon als Vorbild für die Kinder.

  3. Also ich verstehe Deinen Ärger nicht ganz! Was Dich aufregt ist a) die Leute die ihre E-Bikes nicht im Griff haben und b) die Leute die damit prahlen ‚Sport zu machen‘ und dann auf Elektrounterstützung zurückgreifen. Okay … ?!!? Aber der Grundtenor ist einfach nur ‚Scheiß E-Bikes!‘ Vielleicht solltest Du den Text verkaufen als das was er ist: eine persönliche Hasstirade auf E-Bikes und ihre Nutzer! Jeder hat so seine roten Tücher. Sei auch jedem zugestanden! Man muss doch mal so richtig granteln dürfen! Ärger muss raus, sonst eiterts! Dass Du damit voluminöseren und unsportlichen Menschen mächtig auf die Zehen trittst haste ja selbst schon gemerkt. Ich finde es schade, dass man nicht entspannter miteinander umgehen kann. Soll doch jeder wie er will! …

    • Genau das ist er ja auch. Ein „Rant“ ist nix anderes, als seinem Ärger mal Luft zu machen und hat nichts mit einer objektiven Auseinandersetzung mit einem Thema zu tun. Klar soll jeder wie er will. Schreibe ich am Schluss ja auch.

  4. Ich verstehe die ganze Aufregung um die E-Bikes eh nicht. Es ist doch auch so ein künstlich geschaffenes Bedürfnis, was uns noch mehr Kohle aus der Tasche ziehen soll. Ähnlich ist es mit dem Smartphone. Ich meine es ist ja bequem und alles, aber ich könnte ja jetzt auch einfach einen Brief schreiben. Oder noch besser, eine Brieftaube schicken. Und außerdem das ganze Internet nervt. Warum nich so wie früher den Frust einfach mit einer Mistgabel und einer Fackel auf die Straße tragen und die ganze neue Technik verteufeln und die Erfinder auf dem Scheiterhaufen verbrennen?
    Wobei ich mich persönlich auch lieber mit der Kraft meiner Megamuskeln fortbewege.
    Muss ich sagen

  5. Klar gibt’s bei Pedelces negative Seiten und viele wurden ja genannt, aber besser Pedelec als Motorrad, PKW usw. und wer in den Bergen wohnt, ersetzt die Stinker damit liebend gerne, eher als mit Rad.
    In den Bergen kann das Pedelec sogar sportlich sinnvoll sein, um eine gleichmäßigere Dauerbelastung hinzukriegen…

  6. Ich verstehe dich. Nix gegen Menschen die sich sonst nicht mehr bewegen könnten. Wie die älteren die mit Rollator spazieren oder die Stöcke beim Laufen wirklich brauchen und nicht nur hinter sich herziehen. Aber hey: Junge Menschen auf E-Bikes? WIESO???
    Es gibt keinen wirklichen Grund. Wer nicht soviel schwitzen will fährt eben langsamer, wem ein Anstieg zu steil ist schiebt. Punkt

  7. Die Erfahrungen kann ich fast noch toppen. Gestern beim Auslauf mitten im Wald in der Nähe des Hügelkamms eine Familie mit Segways beim „gemütlichen“ Spaziergang getroffen. Ergebnis: man wird als schwitzender Freizeitsportler noch komisch angeschaut, wenn man vorbeiastet. Komische Welt!

  8. Hallo und Glückwunsch zum gelungenen Rant! 🙂

    Mich stören die Dinger nicht groß, und für den täglichen Transport könnte ich mir selbst auch eins gut vorstellen – selbst für sportartige Aktivitäten nach dem Motto „Spaß auf dem Trail fast ohne Anstrengung.“

    Ich werd‘ nur dann gereizt, wenn, ähnlich wie es bei dir auch durchkommt, entweder rumgejammert wird, oder man körperliche Anstrengung rundweg ablehnt, während man gleichzeitig Pillen und Massagen gegen die Folgen der eigenen Bewegungsarmut einfordert.

    Ansonsten kann’s durchaus sein, dass man mich in -zig Jahren auch mal auf so einem Ding sieht. Bis dann genieße ich den Trainingseffekt, auch wenn ich bloß mal ins Büro fahre.

    Ciao,
    Harald

  9. Heute am Radweg an der Donau (Wien) echt knapp von einem Ebike(denke mal es war frisiert) mit ca 50 kmh überholt worden an einer durch Fußgänger stark verschmälerten stelle …
    Das hat mich echt wütend gemacht…
    und man bekommt fast nichts mit wen der da so vorbeiflitzt (ich schau eigentlich ständig über die Schulter ob mich wer überholt)

  10. Super…. Dachte nur ich denke so. Meine Kids mussten schon immer aus eigener Kraft den Berg hochstrampeln. Und am Anfang haben wir halt kindgerechte Touren unternommen und mit zu nehmenden Alter und Fitness wuchsen die Herausforderungen. Jetzt sind sie fitte junge Erwachsene mit Spass am Mountainbiken. Meine Mama ist 83, radelt noch selber (natürlich nur noch zum Einkaufen oder eine Runde an der frischen Luft drehen) und die sagte zuletzt zu mir: Ein e bike kauf ich mir, wenn ich mal alt bin.

  11. Herrlich erfrischend der Bericht weil er mir total aus der Seele spricht (was fürn Reim 🙂 ).

    Nein im Ernst, genau das geschriebene geistert mir auch jedesmal wenn ich E-Biker sehe im Kopf rum. Als Ganzjahres- und Allwetterradler (oder besser gesagt Pendler der täglich ~10km (ein Weg) zur Arbeit radelt) kann ich diesen E-Bike-Hype nicht nachvollziehen.

    Das was mich aber am meisten daran stört sind eben die von dir zuletzt genannten Punkte:

    – es wird als Sport verkauft
    – man wird manchesmal von der Seite dumm angequatscht.

    Hatte vor 2 Monaten auch so einen Fall als ich mit meiner Frau eine Fahrradtour gemacht habe und wir nach ~ 70 km noch die letzte Steigung anpackten; werden wir doch von einem Paar (geschätzt Mitte 40, beide normale bis leicht sportliche Figur) auf E-Bikes überholt worauf die Frau beim überholen mit ein „Angeber“ vor den Kopf wirft…

    …Angeber? Weil ich es aus eigener Kraft mit vollbepackten Ortliebtaschen den Berg hoch schaffe?

  12. Du sprichst mir aus der Seele. Die treffendeste Beschreibung was das E-Biken angeht ist immer noch „Viagra-Radeln“.
    Generell habe ich ja auch nichts gegen E-Bikes, nur bin ich Mountainbiker und an einem Mountainbike, einem Sportgeräte, da hat das „E“ einfach nichts verloren.
    Auf der anderen Seite mäht es aber auch einfach unheimlich Spaß so einen E-Biker blöd aus der Wäsche gucken zu lassen wenn er bei 25kmh+ dann plötzlich ohne Motor da steht und man ihn links liegen lässt, leider wird nur immer wieder illegal getunt und sich immer noch was drauf eingebildet.
    Tja und was die Bekleidung angeht, es stimmt tatsächlich, am sportlichsten bekleidet sind zumeist E-Biker.

  13. Ein zunehmend fürchterliches Volk…. Eben erst war ich mit meinem Pferd im Wald, zwei Menschen mit E – Bike kamen in einem Affen Zahn auf uns zugerauscht, ich habe natürlich Platz gemacht, das lernt man schon als Kind in der Reitstunde „Menschen haben immer Vorfahrt“ soweit, sogut.
    Was mich völlig ankotzt, sie haben ihr Tempo kein bisschen gedrosselt, ein Pferd ist ein Fluchttier – das haben viele scheinbar vergessen.
    Viel schlimmer noch : ich habe mehrmals laut und deutlich freundlich Hallo gesagt, Reaktion :keine
    Der ganze Egoismus ist schon kaum zum aushalten,das E-Bike ist da noch die Krönung!

  14. Servus,

    ich finde es spannend zu lesen, welchen Grant ihr auf eBiker habt. Ich habe heuer ein eMTB gekauft, obwohl ich die letzten 25 Jahre ohne Motor unterwegs war. Die letzten 4 fast gar nich mehr. Ich gebe zu dass ich den Schweinehund nach der Arbeit nur schwer besiegen kann.

    Um mit dem Fullly mit Spass den Berg hochzukommen brauchts Zeit und Training. Mit dem eBike, fahre ich mit der geringsten Unterstützung,, mit nem 130/140er Puls und meine 6-8kmh. Ich habe nen Trainingseffekt und sehe die Unterstützung motivierend. Also bewege ich mich, wenn ich auch nicht zu den Sporttieren gehöre;-). Man sollte das Thema differenzierter betrachten. Eins ist unter uns MTB sicher, wir teilen uns den Berg und sollten eher zusammen halten als gegeneinander zu granteln.

    Die Penner, die mit vollspeed an den Fußgängern vorbeirasen gibts mit und ohne Motor.

    Blöd grinsenden eBiker, die „mitleidig“ auf Muskelbiker schauen, oder blöde Sprüche machen, wünsche ich einen leeren Akku, nach Hälfte der Strecke;-).

    In diesem Sinne Leben und Leben lassen.

  15. Danke für diesen Beitrag. Mit geht es genau so und ich denke mir oft meinen Teil wenn man am Berg von einem Elektro-Radler grinsend überholt wird. Als wäre er oder sie ein Super Sportler.
    Aber naja…leben und leben lassen.

  16. Toller Beitrag, der mir aus der Seele spricht.
    Hier (in München und Umland) wimmelt es mittlerweile auch nur noch von ‚E-Bike-Sportlern’…und hier ist eh alles flach.
    Versteh mal einer die Welt…

  17. Kann ich so unterschreiben!

    Gestern war ich auf der Münsterland Radbahn unterwegs und jeder zweite war mit einem E-Bike unterwegs.
    Viele davon denken sich, dass sie Sonderrechte haben und als ein Ehepaar nebeneinander fuhren und hinter denen eine Frau mit ihrem E-Bike überholen wollte, setzte sie an und fuhr auf meiner Seite, obwohl ich ja Vorrang hatte. Das passierte sehr sehr oft und viele haben ihr E-Bike nicht im Griff. .
    Ich würde es gut finden, wenn man für den Erwerb eines E-Bikes eine Bescheinigung vom Arzt vorlegen muss, der bestätigt, dass man gesundheitlich beeinträchtigt ist und darauf angewiesen ist.
    So werden Ressourcen für das Silizium eingespart und die fitten jungen Leute können wieder schön trampeln ohne Elektromotor.
    Ich bin selbst erst 29 Jahre alt und für mich kommt ein E-Bike absolut nicht in Frage.

  18. Ich finde dass E-Bikes einfach der Philosophie des Radfahrens widersprechen. Bei den meisten technischen Entwicklungen, die es in den letzten Jahrzehnten am Rad gab, stand die Verkomplizierung in einem gesunden Verhältnis zum Nutzen, zB. bei der Gangschaltung. Im Gegensatz zu den meisten Fahrzeugen kann jeder, der sich ein bisschen damit beschäftigt zu 100% verstehen wie ein Fahrrad funktioniert, kann es reparieren und kostengünstig am laufen halten. Bei der elektrischen Unterstützung ist das gekippt: übertrieben hohe Anschaffungskosten, verhältnismäßig geringe Laufleistung bis zum Ende des E-Antriebes und derart komplizierte Technik, dass viele Fahrradwerkstätten Teile zum Hersteller schicken müssen, weil sie nicht in der Lage sind diese zu reparieren. Dabei hat man am Ende aber trotzdem nur ein Fahrrad, das um die 25 kmh fährt.

    Wenn ich von elektronischen Schaltungen oder Reifendruck- und Bremsbelagsensoren lese, wird mir schlecht. Diesen ganzen Käse braucht kein Mensch (finde ich). Das Fahrrad ist zu Ende entwickelt- die meisten Neuerungen sollen schlicht die Kaufkraft hochhalten (es gibt natürlich weiterhin gute Entwicklungen, zB. im Lastenradbereich)

    Kauft euch E-Bikes, wenn ihr wollt und ich werde weiterhin froh und stolz sein, auf jeden Kilometer, den ich mit meinem klassischen Rad runterspule, von dem ich jedes Teil verstehe und reparieren kann! Ein Hoch auf das klassische Fahrrad!

    • Sehr schön geschrieben; ich sage auch schon lange dass dieser „E-Antrieb“ das System „Fahrrad“ ad absurdum führt.

      Vorher konnte jeder der wollte sich reinfuxen und zumindest Kleinigkeiten selbst reparieren. Heute bekommen manche Leute ja nichtmal mehr die Räder ausgebaut.

      Ja klar, stell mal so ein schweres Ebike auf den Kopf und fummel das Rad raus.

  19. Jahre nach meinem ersten Kommentar hier bin ich wieder über deinen Rant gestolpert und stellte fest, dass Er – obwohl er ja schon einige Jahre alt ist – aktueller denn je ist.

    Die Zahl der „E-Biker“ (Radfahrer nennen die sich ja gott sei dank nicht) nimmt ständig zu und in meiner Region unterlasse ich es mittlerweile Sonntags nach 12 Uhr noch irgendwo rumzuradeln.

    Egal ob am Berg (wohne am Rande des Schwarzwald) oder in der Rheinebene – vielerorts Leute die keinerlei Fahrradbeherrschung haben aber dank Elektroantrieb überall hinkommen.

    Der gemein E-Biker erzählt auch gerne das Märchen davon wie „umweltfreundlich“ doch so ein E-Bike sein soll. Ich verstehe es bis heute nicht.

    Ja, es mag umweltfreundlicher als ein Auto sein – aber auch nur dann, wenn man das E-Bike anstelle des Autos auch nutzt.

    Nur leider, so die Aussage eines Bekannten der in seinem Betrieb die ganze Job- und Buisnessbike Geschichte verwaltet, sind von 236 geleasten Fahrrädern nur regelmäßig 16 am Fahrradständer anzutreffen.

    Der Rest fährt weiterhin mit dem Auto zur Arbeit und nutzt das E-Bike am Wochenende.

    Was ist da jetzt umweltfreundlich dran ?

    Ebenso die Aussage eines Radhändlers, dass er sehr oft Kunden hat die nach 3 Jahren ankommen und das Rad zurückgeben wollen und der Akku ist defekt. Warum ? Weil in den 3 Jahren teils gerade mal 500 km drauf gefahren wurden und das Teil dann rumsteht …

    … also wenn das Erzeugen von „Elektroschrott“ heutzutage als Umweltfreundliche deklariert wird, wundert es mich nicht dass auch Atomkraft neuerdings Grün ist.

    Ich halte es wie mein Nachbar (Rennradler Ü70 — ohne E unterwegs) „Wenn ich nicht mehr radeln kann, dann lauf ich halt.

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